Wissensbaustein

Handlungsfelder der Weiterbildung

Einordnung erleichtert die berufliche Orientierung

In der Pädagogik wird häufig von „Handlungsfeldern“ gesprochen, doch kaum jemand definiert den Begriff. Es gibt Handlungsfelder in der Weiterbildung, wie auch die Weiterbildung selbst als Handlungsfeld der Pädagogik bezeichnet wird. Wer in der Weiterbildung tätig ist, sollte sich bewusst sein, welche Handlungsfelder dort zur Verfügung stehen.

DefinitionWas ist das?

Handlungsfelder definieren sich über die Funktion, den Inhalt oder den Adressaten des Bildungsangebots. Die Palette der Handlungsfelder der Weiter- bzw. Erwachsenenbildung umfasst etwa:

  • Kulturelle Bildung,
  • Gesundheitsbildung, 
  • Medienbildung,
  • Sprachenbildung,
  • Museumspädagogik,
  • politische Erwachsenenbildung,
  • religiöse Erwachsenenbildung,
  • wissenschaftliche Weiterbildung,
  • Weiterbildung im Rahmen von SGB-geförderten Maßnahmen, also Angeboten der Agentur für Arbeit oder der Jobcenter.

Handlungsfelder lassen sich außerdem mit Blick auf die Art des pädagogischen Handelns unterscheiden. Für Akteure in der Weiterbildung bedeutet pädagogisches Handeln nicht nur Unterrichten und Informieren, sondern auch Planen und Beraten (Faulstich, 2006, S. 7). Dementsprechend gibt es in der Organisation von Weiterbildung verschiedene Handlungsfelder: Management, Verwaltung, Programmplanung, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit. Für die in der Weiterbildung Tätigen ergibt sich dadurch eine große Bandbreite an Beschäftigungsmöglichkeiten (Abb. 1).

Tortendiagroamm zu Tätigkeitsbereichen in der Erwachsenenbildung

Abbildung 1: Tätigkeitsbereiche in der Erwachsenenbildung (eigene Darstellung nach Kraft, 2006, S. 18)

GeschichteWoher kommt das?

Die Handlungsfelder der Erwachsenenbildung spiegeln deren geschichtliche Entwicklung wider.

Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstanden erste organisierte Formen der (Weiter-)Bildung für Erwachsene. Das aufstrebende Bürgertum traf sich in Lesegesellschaften, um sich kulturell weiterzubilden. Das Handlungsfeld ist in diesem Fall die kulturelle Bildung. Handwerker, Bauern und Arbeiter wurden in Gewerbeschulen zu Arbeitskräften für die entstehende Industrie ausgebildet. Handlungsfeld ist in diesem Fall die berufliche Bildung. Ein weiteres Handlungsfeld, das in dieser Zeit in Handwerker- und Arbeiterbildungsvereinen entstand, ist die politische Bildung. Ein anderer großer Bereich der Erwachsenenbildung war außerdem die Alphabetisierung und Grundbildung, da weite Teile der Bevölkerung nicht lesen und schreiben konnten. Hinzu kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts die betriebliche Aus- und Weiterbildung.

Heute decken Weiterbildungsangebote große Teile der menschlichen Lebenswelt ab und stehen damit für den Anspruch des Lebenslangen Lernens, den Weiterbildung aktuell erfüllen soll.

MerkmaleWie geht das?

Der Begriff „Handlungsfeld“ verweist darauf, dass es um die Bereiche von Bildung geht, in denen das praktische Handeln im Vordergrund steht. Im Gegensatz dazu steht die Beschäftigung mit Bildung im Rahmen wissenschaftlicher Forschung.

Zum einen bestimmen die Themen der Erwachsenenbildung (Abbildung 2) die Handlungsfelder: Viele Anbieter von Weiterbildung, z. B. die Volkshochschulen, unterteilen ihr Angebot in Anlehnung an Handlungsfelder in Fach- oder Programmbereiche. Andere Träger und Institutionen von Erwachsenen-/Weiterbildung - zum Beispiel Parteien, Gewerkschaften oder Verbände - konzentrieren sich nur auf ein Handlungsfeld, etwa die politische Bildung oder die Umweltbildung.

Zum anderen kann der Zusammenhang, in dem Menschen in der Weiterbildung tätig sind, mit „Handlungsfeld“ gemeint sein: Kurse durchführen, Programme planen, Veranstaltungen organisieren.  Das sind die Aufgaben, die in diesem Fall die Handlungsfelder in der Weiterbildung bestimmen.

In der wissenschaftlichen Arbeit sprechen Pädagoginnen und Pädagogen von Handlungsfeldern, um anhand von Inhalten, Adressaten oder Funktionen für das Lehren und Lernen Kategorien zu bilden. 

HandlungsfelderWo brauche ich das?

In der Weiterbildung Tätigen ist es mit der Kenntnis ihres beruflichen Handlungsfelds möglich, sich optimal zu positionieren. Wer nebenberuflich in der Weiterbildung arbeitet, kann mit einer Analyse des Handlungsfelds überprüfen, ob die eigenen Kompetenzen und Kenntnisse in weiteren Zusammenhängen einzusetzen sind: Der Geschichtslehrer, der bisher gelegentlich Vorträge zur Ortsgeschichte hält, stößt so eventuell auf die Möglichkeit, Kurse in der politischen Bildung anzubieten.

Säulendiagramm zu Veranstaltungen nach Themenbereichen in der Erwachsenenbildung

Abbildung 2: Veranstaltungen nach Themenbereichen in der Erwachsenenbildung 2012 (eigene Darstellung nach Weiterbildungsstatistik, 2012, S. 28)

DiskussionWas wird diskutiert?

Die Vielfalt der oben genannten Handlungsfelder zeigt, dass die Erwachsenenbildung heute fast alle Lebensbereiche umfasst - berufliche wie private. Der österreichische Bildungsforscher Erich Ribolits spricht von einer Pädagogisierung weiter Teile des Lebens. Kritisch sieht er die Konzentration von Bildung auf die Nutzbarkeit am Arbeitsmarkt (Ribolits, 2005).

Internationale BezügeWie sieht man das woanders?

Im internationalen Vergleich gibt es deutliche Unterschiede in der Zuordnung von Weiterbildung. In Spanien und Griechenland ist Weiterbildung ein Handlungsfeld der Sozialpädagogik, in Italien und Großbritannien wird sie zum Handlungsfeld der Politik gerechnet, in den skandinavischen Ländern ordnet man Weiterbildung den Universitäten zu und in Frankreich eher den Schulen (Bechtel, Lattke, & Nuissl, 2005, S. 107, zitiert nach Nuissl, Lattke, & Pätzold, 2010, S. 14).


Service

Verwandte Begriffe

Arbeitsfeld, Fachbereich, kulturelle Bildung, politische Bildung, Gesundheitsbildung, Medienbildung, Museumspädagogik

Zur Reflexion

  • In welchen Handlungsfeldern der Erwachsenenbildung sind Sie tätig oder könnten Sie sich vorstellen, tätig zu sein?

  • Die Leiterin der örtlichen Volkshochschule fragt Sie, ob Sie sich vorstellen können, einen Kurs im Handlungsfeld politische Bildung anzubieten. Könnten Sie ihr aufgrund Ihrer Fachkenntnisse oder Erfahrungen ein Angebot machen?
  • In welchen Handlungsfeldern der Erwachsenenbildung wurden 2012 eher mehr bzw. eher weniger Kurse angeboten?

Literaturliste

  • Nuissl, E., & Brandt, P. (2009). Porträt Weiterbildung Deutschland. Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Kurzer Abriss über die zentralen Bereiche der Weiterbildung in Deutschland, u. a. zum Angebot, zu Teilnehmenden, Institutionen und Personal. Bietet einen guten Einstieg ins Thema.
  • Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (Hrsg.). (2014). Trends der Weiterbildung. DIE-Trendanalyse 2014. Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Das Buch präsentiert aktuelle Trends in den Bereichen Angebots- und Teilnahmestrukturen, Einrichtungen, Personal und Finanzierung.
  • Deutscher Bildungsserver
    Informative Seiten zu aktuellen Themen, über Institutionen, die Weiterbildung anbieten, und zu vielen Handlungsfeldern von Weiterbildung und Erwachsenenbildung wie berufliche Bildung, interkulturelle Bildung, politische Bildung. 

Quellen

Faulstich, P., & Zeuner, C. (2006). Erwachsenenbildung (2. Aufl.). Weinheim, München: Juventa.

Kraft, S. (2006). Aufgaben und Tätigkeiten von Weiterbildner/inne/n – Herausforderungen und Perspektiven einer weiteren Professionalisierung in der Weiterbildung. Bonn. Abgerufen von www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2006/kraft06_02.pdf

Nuissl, E., Lattke, S., & Pätzold, H. (2010). Europäische Perspektiven der Erwachsenenbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann.

Ribolits, E. (2005). Pädagogisierung – Oder: „Wollt ihr die totale Erziehung?“ Streifzüge (33). Abgerufen von www.streifzuege.org/2005/paedagogisierung-oder-wollt-ihr-die-totale-erziehung

Horn, H., & Ambos, I. (2014). Weiterbildungsstatistik im Verbund 2012 – Kompakt. Abgerufen von www.die-bonn.de/doks/2014-weiterbildungsstatistik-01.pdf


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