Erfahrungsbericht

Wie kommen Kursleitende an Volkshochschulen?

Das Bild zeigt Herrn Schmücker.

Dr. Elmar Schmücker

Dr . Elmar Schnücker ist stellvertretender Leiter der Volkshochschule Gütersloh. Wie alle festangestellten Pädagogen im Weiterbildungsbereich steht auch er vor der Aufgabe, Kursleitende zu gewinnen. Wovon ist es nun abhängig, wer als Weiterbildner ins Programm aufgenommen wird und wer nicht? Wie ist die fachliche Qualifikation zu überprüfen bei Themen, in denen der Einstellende nicht absolut sattelfest ist?

Nach dem Studium der Philosophie, Sozialwissenschaften und Pädagogik war Elmar Schnücker langjährig an der Universität Dortmund im Bereich Erwachsenenbildung für Seniorinnen und Senioren tätig, bevor er in Gütersloh zunächst die pädagogische Leitung für einen breit gefächerten Bereich übernahm: „Gesellschaft, Politik, Kunst und Kultur, Geschichte, Berufliche Bildung, Seniorenuni, Kinderuni, Radioprojekte“.

wb-web: Herr Dr . Schnücker, wie verfahren Sie bei der Einstellung von Kursleitenden?

Dr. Schnücker: Nun, die Kursleitenden repräsentieren die Weiterbildungseinrichtung  – also nehme ich mir viel Zeit für das Kennenlernen, in der Regel 1 – 1½ Stunden.

wb-web: Und wie kann sich der Kursleitende darauf vorbereiten?

Dr. Schnücker: Das kommt darauf an, von wem die Initiative ausgegangen ist. Entweder bewerben sich eine neue Dozentin oder ein Dozent bei mir mit einem Thema, das sie interessant finden, oder ich habe ein Thema, das durch den eigenen Dozentenstamm nicht abgedeckt werden kann.

 wb-web: Ich glaube, für unsere Leser ist der erste Fall der wichtigere!

Dr. Schnücker: Als erstes stellt sich die Frage, ob das vorgeschlagene Thema auch  für eine öffentlich-rechtlich organisierte Volkshochschule geeignet ist.

wb-web: Also Thema vor Mensch?

Dr. Schnücker: Ja, unbedingt! Ich habe schon oft mit guten Dozenten gesprochen,  mit denen ich gerne zusammengearbeitet hätte – wenn sie mit einem geeigneteren  Thema gekommen wären!

wb-web: Und wann ist ein Thema für Sie „geeignet“?

Dr. Schnücker: Wenn die Auseinandersetzung damit für eine Vielzahl von Bürgern  dieser Stadt eine Bereicherung darstellt. Die erste Frage an den Kursleitenden ist  daher immer: Warum glauben Sie, dass Ihr Thema auch für die Öffentlichkeit so  interessant ist? Ungewöhnliche und oder neue Themen müssen auf Interesse stoßen  und wahrgenommen  werden!

wb-web: Wie gelingt „VHS-Kunden“ die Wahrnehmung neuer Angebote, wenn sie  bei Ihnen Sprachkurse, Gymnastik- und Kochangebote suchen? Oder ist das ein  Vorurteil?

Dr. Schnücker: Nein, absolut nicht. Dafür stehen wir schließlich auch. Neue  Angebote benötigen daher einen besonderen eye-catcher wie zum Beispiel ein Bild  oder einen Titel, der die Kursidee erkennen lässt!

wb-web: Ein Beispiel, bitte!

Dr. Schnücker: Schon der Titel einer Veranstaltung muss wohlüberlegt und  formuliert sein. Erst wenn der Interesse weckt, lesen Interessenten auch weiter den  Ankündigungstext.

Zum Beispiel: Einen Kursus, der gleichsam in den Bereichen Geschichte und Fotografie angesiedelt ist, nennen wir „Gemeinsam auf Zeitreise gehen“. Historischen Fotos aus dem Stadtarchiv werden aktuelle Fotos gegenübergestellt, die von exakt dem Standpunkt aus aufgenommen werden, an dem der Fotograf damals auch gestanden haben muss. In Überblendtechnik ergibt das die „Zeitreise“.

wb-web: Der erste Schritt ist also grundsätzlich die Frage, ob der Kurs für die  Öffentlichkeit und das Institut geeignet ist – und der zweite?

Dr. Schnücker: Im zweiten Schritt möchte ich von dem neuen Kursleiter erfahren,  welchen Bildungsanspruch er vertritt, welches Menschenbild für ihn im Hinblick auf  die Teilnehmenden dahintersteht und wie er das einbezieht in seine Vorstellung von  teilnehmerorientierter Lehre. Das führt oft zu tiefgehenden Gesprächen über das  Thema Bildung und zeigt die Motivation des Kursleitenden.

wb-web: Inwiefern?

Dr. Schnücker: Das Gespräch gibt Auskunft darüber, welches „Mehr“ der  Teilnehmende durch den Kurs erreichen kann, wie es seinen beruflichen oder  privaten Alltag bereichert und vor allem darüber, mit welchen didaktischen und  methodischen Überlegungen der neue Kursleiter dieses „Mehr“ erreichen möchte.

wb-web: Soweit zu den Inhalten – nun zur Persönlichkeit . Wie muss ich  auftreten, damit Sie mir eine Gruppe anvertrauen?

Dr. Schnücker: Wie bereits gesagt, vertreten Kursleitende in ihren Veranstaltungen  ihre didaktisch und methodisch umgesetzten Inhalte, aber auch das organisatorische  und erwachsenenpädagogische Selbstverständnis der Bildungseinrichtung sowie  deren Qualitätsansprüche. Selbstbewusstsein, Engagement für das Thema, ein  hohes Maß an Identifikation mit der Institution und nicht zuletzt auch ein gewisses  Äußeres sind mir wichtig.

wb-web: Ein „gewisses Äußeres“?

Dr. Schnücker: Dafür gibt es sicherlich kein festes Schema. Aber Persönlichkeit  zeigt sich auch im sicheren Auftreten und im äußeren Erscheinungsbild. Authentisch  sein sollen die Kursleitenden – nicht angepasst!

wb-web: Und wie stellen Sie sicher, dass der Kursleitende auch pädagogisch versiert ist?

Dr. Schnücker: Natürlich erkundige ich mich nach seinen Referenzen und Vorerfahrungen und dem geplanten Aufbau seines Kurses.

wb-web: Und für Hilfestellungen gibt es ja wb-web! Herr Dr. Schnücker, danke für dieses Interview.

CC BY-SA 3.0 DE by Eva Bruno für wb-web in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Gütersloh.


Das könnte Sie auch interessieren

Passende Wissensbausteine

Passendes Material