Erfahrungsbericht
Lehren in der Erwachsenenbildung: Dumpinghonorare und keine Absicherung
Freiberuflichkeit als Belastung
In der Erwachsenenbildung erhält man häufig sehr viel positives Feedback von den Teilnehmern und hat in der Regel keine Disziplinprobleme (hier sind allerdings die Migrantenkurse ausgenommen).
Leider wird die Freiberuflichkeit immer mehr zur Belastung. Da die Honorare seit Jahren nicht angehoben wurden, bin ich gezwungen, immer mehr Stunden zu unterrichten. In Hochphasen erreiche ich 40 Unterrichtsstunden pro Woche. Die Honorare an der Uni bewegen sich zwar zwischen 30 und 40 Euro pro Unterrichtsstunde, aber dafür hat man keinen Verdienst während der Semesterferien, und als Lehrbeauftragte der Uni Köln darf man zudem nur maximal zehn Semesterwochenstunden unterrichten.
Erschwerend kommen die Kosten für Sozialversicherungen (Renten, Kranken- und Pflegeversicherung) hinzu, die ich zu 100 Prozent allein tragen muss. Ein Krankheitsfall bedeutet Verdienstausfall, denn es gibt keine Honorarfortzahlung, was bei einem meiner Kollegen beinahe zum sozialen Absturz auf Hartz IV geführt hätte. An der VHS Köln haben wir im vergangenen Jahr zumindest Urlaubsgeld für diejenigen erstreiten können, die mehr als 50 Prozent ihres Einkommens an der VHS Köln verdienen.
Viele meiner DaF-Kollegen versuchen, an öffentliche Schulen zu wechseln
Dozenten in der Erwachsenenbildung erhalten so gut wie keine Wertschätzung von den Auftraggebern. Dies spiegelt sich nicht nur in den kargen Honoraren wider, sondern auch in der Behandlung insgesamt: kein Lehrerzimmer, kein Zugang zu den Personaltoiletten, keine Weihnachts- oder Adventsfeiern, um Materialien wie Whiteboard-Marker muss gebettelt werden etc. Dafür wächst der bürokratische Aufwand pro Kurs, der dann in der Pause oder nach dem Kurs noch erledigt werden muss und natürlich NICHT honoriert wird.
Es ist sehr bedauerlich, dass Bildung in unserem Land einen so niedrigen Wert hat. Meine ehemaligen Teilnehmer in den VHS-Kursen waren geschockt, als ich Ihnen mitteilte, wie viel Honorar ich für den Kurs erhalte. Sie konnten meine Entscheidung gut verstehen, nicht mehr für dieses Honorar zu arbeiten. Nach zum Teil acht und zwölf Semestern endete für diese Teilnehmer das „lebenslange Lernen“.
Viele meiner DaF-Kollegen versuchen übrigens, irgendwie an öffentliche Schulen zu wechseln, da ein Gymnasial- oder Realschullehrer das Drei(!)-fache verdient und sie fest angestellt werden wollen. Auf diese Weise gehen der Erwachsenenbildung die dringend benötigten, gut qualifizierten Lehrkräfte verloren.
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