Buchvorstellung

Lehren an der Hochschule

Das Bild zeigt das Buchcover-

Dieses Buch ist das Ergebnis reflektierter Praxiserfahrung des Autors als Dozent in der Weiterbildung und soll als Praxisbegleiter dienen. Es enthält eine Vielzahl an Tipps, Handlungsalternativen und Strategien, um in schwierigen Situationen souverän agieren zu können. Dabei geht es spezifisch um den persönlichen Umgang der Lehrperson mit der Lehre und den Teilnehmenden. Zwar ist im Buch durchgehend die Rede von Hochschullehrenden und Studierenden, jedoch kann es gut auf die allgemeine Praxis in der Erwachsenenweiterbildung übertragen werden, da die Situationen oft die gleichen sind.

Alexander Wörner, ist freiberuflicher Dozent und selbstständiger Trainer. Aktuell ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geschäftsbereich Hochschuldidaktik am Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung der Universität Duisburg-Essen.        

Aufbau und Inhalt

Das Buch richtet sich in erster Linie als Praxisbegleiter an Hochschullehrende. Es kann jedoch sehr gut auf die Praxis in der Erwachsenenbildung übertragen werden. Die aus der Praxiserfahrung des Autors hervorgegangenen Tipps und Handlungsoptionen sollen den Lehrenden als Unterstützung dienen. Sie bieten Hilfestellungen, um insbesondere in schwierigen Lern-Lehrsituationen angemessen reagieren zu können. Nach einem grundlegenden Einstieg legt der Autor im zweiten Kapitel den Fokus auf die Lehrperson. Da für Wörner ein positives Eigenbild und eine eigenständige Dozentenrolle die Basis guten Unterrichts darstellen, steht hier insbesondere das Wohlbefinden der Dozentin bzw. des Dozenten im Vordergrund. Nur wer sich gut fühlt, kann auch guten Unterricht machen.

Das dritte Kapitel nimmt inhaltlich den meisten Raum ein und ist in Hinblick auf die Praxis besonders interessant. Es beginnt mit dem Verständnis, was gute Lehre überhaupt ist. So sind z.B. Aktivität und Offenheit zwei wichtige Leitprinzipien, die Dozierende beachten sollten. Aktivität bezieht sich auf die Berücksichtigung der Lerninteressen der Studierenden und fordert von diesen eine sich aneignende Haltung ab. Offenheit bezieht sich auf die Haltung der Lehrperson für die Anliegen der Teilnehmenden, aber auch auf Offenheit der Teilnehmenden untereinander. Eine Orientierung an den Lernenden verlangt aber Flexibilität und erschwert die Planbarkeit des Unterrichts, was jedoch kein Manko darstellen muss. Gerade „begründete Abweichungen“ (S. 32) wie z.B. der Umgang mit schwierigen Situationen, machen die Qualität der Lehre aus. Es geht dabei um die Sichtweise, die Teilnehmeraktivität, egal wie sie aussehen mag, nicht als störend, sondern als erfolgsbringend anzusehen. Ein schweigendes oder aber unruhiges Plenum, unmotivierte Teilnehmende oder die Abwehrhaltung von Lernenden können als schwierige Situationen empfunden werden. Hierbei ist es wichtig, dass der Lehrperson Möglichkeiten eines produktiven und für alle annehmbaren Umgangs aufgezeigt werden. An dieser Stelle bietet der Autor Handlungsalternativen und zeigt konkrete Verhaltensweisen und Strategien auf, um mit derartigen Konflikten oder Störungen umzugehen.

Die jeweiligen Situationen untermalt Wörner mit Fallbeispielen aus dem Alltag, wodurch sie an Lebendigkeit gewinnen und verständlich werden. Dabei liegt der Fokus nicht auf der Vermittlung von Methoden, denn im Unterricht sei alles „erlaubt und gewünscht“, was den Lernprozess „anregt und fördert“ (S. 113). Stattdessen legt er großen Wert auf die Reflexion eigener Verhaltensweisen, was im Hinblick auf die Verbesserung der Lehre eine hohe Wirksamkeit erzielen kann. Das Kapitel schließt der Autor mit Hinweisen zum Umgang mit Methoden und Medien ab. Wörner hält diesen Teil bewusst kurz, da es ihm mehr um die Persönlichkeit des Lehrenden und den individuellen Umgang mit der eigenen Dozentenrolle geht.

Das vierte Kapitel ist erneut der Lehrperson gewidmet und gibt Anregungen zur Entwicklung eines eigenen Rollen- und Aufgabenverständnisses. Damit ist gemeint, dass man sich der eigenen Verantwortung als Dozentin oder Dozent bewusst wird und stets an sich und der Lehre arbeitet. Denn die eigene Lehre zu reflektieren und zu verbessern ist der Königsweg, um die Qualität aufrechtzuerhalten.

Im fünften Kapitel listet Wörner acht Leitsätze auf, die zusammenfassen, was Lehre ist, was gute Lehre ausmacht, worauf sie abzielt und wovon sie abhängig ist. Noch einmal wird z.B. betont, dass gute Lehre vom Selbstverständnis und der Haltung des Lehrenden in der „Primärrolle des Lernhelfers“ (S. 129) abhänge. Dieses Rollenverständnis solle bereits in der ersten Stunde geklärt werden, da es bei guter Lehre auf alle Beteiligten ankomme.

Abschließend gibt er auf den letzten Seiten drei Buchtipps, die für Trainer, Kursleiter oder Dozenten geeignet sind und die er als „persönlich bereichernd, gehaltvoll und  übersichtlich zugleich“ (S. 131) ansieht. Sie seien leicht verständlich und können als Bettlektüre „vor dem Einschlafen“ (S. 131) gelesen werden.

Begleiter für die Lehrpraxis

Mit „Lehren an der Hochschule“ hat Wörner ein gutes, praxisorientiertes Buch geschrieben, welches als Begleiter für unterschiedliche Situationen in der Lehrpraxis genutzt werden kann. Mit dem durchgehenden Verweis auf eigene Fallbeispiele, kann sich jede und jeder Lehrende in die Situation hineinversetzen und unmittelbar die jeweilige Handlungsstrategie für sich finden. Dadurch, dass er aus seiner Perspektive berichtet, erscheinen diese Fallbeispiele authentisch und seine Handlungsalternativen ohne hohen Methodenaufwand umsetzbar. In dem Buch nimmt er eine Sichtweise ein, die stark auf die Persönlichkeitsentwicklung des Dozenten fokussiert. Gleichzeitig haben seine Handlungsanweisungen eine rationale und arbeitspraktische Begründung und bauen auf langjähriger Lehrerfahrung auf. 

CC BY-SA 3.0 by Milica Mladenovic für wb-web


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