Erfahrungsbericht
Kärtchenabfrage – praktischer Einsatz im Seminar
Eine Dozentin der beruflichen Bildung stellt im Interview die Methode „Kärtchenabfrage zur Reflexion und Wissenssicherung“ vor. Sie beschreibt, wie man sie einsetzt, warum sie sich so gut eignet und welche vielfältigen Vorteile für Teilnehmende und Dozenten sie bietet.
wb-web im Gespräch mit Katharina von Rymon Lipinski, Dozentin beim IAG/KAN-Seminar „Grundlagen der Normungsarbeit im Arbeitsschutz“. Das Seminar richtet sich an Personen, die zum Beispiel in Gremien Mitglied sind, in denen Normen erarbeitet werden oder die auf andere Weise in Kontakt mit dem Thema Normung im Arbeitsschutz kommen.
wb-web: Frau von Rymon Lipinski, Sie berichten uns heute von einer Methode, die Sie gerne in Ihrem Seminar einsetzen. Worum geht es genau?
Katharina von Rymon Lipinski: Die Methode, die vorgestellt werden soll, ist eine Methode zum Einstieg bzw. zur Wissenssicherung. Wir führen diese Methode gerne am Morgen des zweiten Seminartages durch, weil sie sehr aktivierend wirkt.
Die Teilnehmenden werden gefragt, was Sie von der Lerneinheit vom Vortag noch wissen, zum Beispiel unter der Fragestellung: „Schreiben Sie alle Begriffe auf, die Ihnen zum Ablauf des Normungsprozesses einfallen“.
Dann gebe ich etwa fünf bis zehn Minuten Zeit, in der alle ihre Begriffe auf Karten schreiben. Wir haben im Seminar die Tische oft in U-Form gestellt, dann bleibt in der Mitte des Raumes Platz zum Arbeiten.
Den brauche ich nämlich anschließend: Ich bitte die Teilnehmenden, in die Mitte zu gehen und die Karten anzuordnen. Zum Beispiel müssen die Karten zum Normungsablauf zeitlich dann richtig geordnet werden.
Dabei entstehen Gespräche unter den Teilnehmenden: Erstmal muss man sich sortieren, man klärt Fragen oder es fällt dem ein oder anderen auf, was er vergessen hatte. Die Fragen, die in dieser Phase aufkommen, werden ganz ohne mich geklärt, denn es findet sich meistens jemand, der die Antwort kennt. Das ist einmal sehr motivierend für die Teilnehmenden, nimmt aber auch von unserem Dozententeam die „Last“, immer auf alles eine Antwort zu haben und befreit uns von der Rolle der Vermittler von Wissen.
Handlungsanleitung Kärtchenabfrage
Hat man in einem Seminar bereits fachliche Inhalte
vermittelt, dient diese Methode dem Einstieg z. B. am nächsten Tag. So kann man
prüfen, ob das Wissen aufgenommen wurde. Als Lehrende bekommt man einen
Überblick darüber, was die Teilnehmenden schon verstanden haben, wo ggf. noch
Lücken sind. Die Teilnehmenden bewegen sich im Raum, tauschen sich aus und
erkennen Wissenslücken, die sie hier oft schon ganz informell füllen können.
Jeder muss mitsortieren, so werden alle Teilnehmenden aktiv.