Handlungsanleitung

Hürde Hosting: Wie finde ich den Richtigen?

Meist ist es eine große Hürde, sich für eine technische Lösung zu entscheiden, über die der eigene Onlinekurs ans Licht der Welt und zu den Lernenden gebracht werden soll. Diese Handlungsanleitung bietet Ihnen einen Überblick über verschiedene Kurshosting-Lösungen.

Marktplätze für Online-Kurse

Auf solchen Plattformen kann jeder, der etwas zu lehren hat, einen Kurs erstellen und direkt auf dem integrierten Marktplatz anbieten. Im englischsprachigen Bereich gibt es bereits mehrere dieser Marktplätze für Onlinekurse – im deutschsprachigen ist zurzeit nur Udemy.com ein relevanter Anbieter. Der Bereich der deutschsprachigen Kurse, aus denen Besucher des Marktplatzes auswählen können, ist überschaubar, aber er wächst.

Weitere Kursplattformen mit angeschlossenem Marktplatz, teilweise explizit mit dem Schwerpunkt berufliche Themen sind zum Beispiel Udacity, Skillshare, OpenSesame, Simplilearn oder Lynda.com.

Die Vorteile von Kursplattformen:

  • Auch ohne eigenes Marketing wird der eigene Kurs zum Verkauf angeboten
  • Die Anbieter werden in einer Community und über den Support aktiv unterstützt bei der Erstellung ihres Kurses, etwa durch Qualitätskriterien für Videos, die auch per Feedback geprüft werden (gilt für Udemy)
  • die Nutzerführung für die Teilnehmer ist gut gemacht

 

Die Nachteile:

  • Wer sich auf dem Marktplatz für einen bestimmten Kurs interessiert, bekommt auch andere zum ähnlichen Thema angezeigt. Für Sie als Anbieter ist es also wichtig, aus der Masse heraus zu stechen, um nennenswerten Umsatz zu generieren
  • Ohne eigenes aktives Marketing bleibt der Ertrag sehr gering.
  • Die Provisionen, die der Kursplattform-Anbieter bekommt, sind relativ hoch. Zudem verkaufen sich Kurse oft über Rabattaktionen, so bleibt von einzelnen Kursen nicht viel Gewinn hängen.
  • Es gibt nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, Teilnehmer direkt anzuschreiben.
  • Die Kurse dürfen bei Udemy maximal 50 Euro kosten.

Fazit: Kursplattformen lohnen sich (insbesondere Udemy) hauptsächlich als Werbeplattform. So wie es für die eigene „Marke“ als Trainer oder Dozentin hilfreich ist, bei Amazon ein gut bewertetes Buch zu haben, so wird das zukünftig wohl auch mit Onlinekursen sein. Um jedoch im nennenswerten Umfang Geld damit zu verdienen, eignen sich die Plattformen eher nicht.  

Kursplattformen zur Miete

Diese zweite Kategorie ist vor allem für nicht-technikaffine Kurs-Entwickler interessant: Hier zahlt man jährlich oder monatlich einen Betrag dafür, dass man seine Kurse einstellen kann. Zusätzlich wird oft noch für die Zahlungsabwicklung mit den Kursteilnehmenden – die ist bei den meisten integriert – ein Prozentsatz vom Umsatz einbehalten. Die ausgereiftesten Lösungen kommen auch hier aus dem englischsprachigen Bereich, wie z.B. Ruzuku, Teachable oder Thinkific.

Im deutschsprachigen Bereich ist dieser Markt noch recht klein. Speziell für Coaches und Berater gibt es E-Shepherd. Auch Elopage ist ein vielversprechender deutscher Anbieter einer Kurshosting-Plattform inklusive Zahlungsabwicklung.

Die Vorteile von Miet-Kursplattformen:

  • Kurse können schnell eingerichtet werden, alles ist vorbereitet
  • Oft ist Video- oder Audio-Hosting inklusive
  • Das Design ist meist nicht herausragend, aber solide und professionell
  • Bei den meisten Anbietern ist die zeitliche Steuerung der Module/Lektionen gut geregelt

 

Die Nachteile:

  • Die fehlenden Anpassungsmöglichkeiten bei der Gestaltung bilden ein recht enges (Design-)Korsett
  • Bei den Plattformen aus den USA kann es zu Problemen mit europäischen Datenschutz-Standards kommen.

 

Im Grunde sind diese Mietplattformen ideal für den Einstieg mit eigenen Onlinekursen. Der Aufwand, einen professionell funktionierenden Kurs zu erstellen, wird weitestgehend reduziert. Auch eine Verkaufsseite für den Kurs kann meist automatisch mit wenigen Klicks erstellt werden.

Komplett-Lösungen

„Online Business“ ist eine Variante des Kurshostings, die weit über die Funktionen einer reinen Kursplattform hinaus geht. Hier wird eine komplette Webseite mit allen Zusatzleistungen gemietet: E-Mail-Marketing, Landingpages, Zahlungsabwicklung usw. Beispiele sind im deutschsprachigen Bereich Spreadmind und aus Amerika NewKajabi und Rainmaker.

 

Die Vorteile der Komplett-Lösungen:

  • Wenn alle integrierten Komponenten gut zusammenspielen, ist diese Lösung sehr komfortabel. Sie ist über ein Dashboard zu steuern und mit einmaligem Einloggen auf einen Blick einsehbar.
  • Die Kosten sind meist geringer als die einzelnen Komponenten kosten würden.
  • Das Design ist optimiert und vorbereitet, so dass mit relativ geringem Aufwand ein professioneller Kurs- oder Mitgliederbereich eingerichtet werden kann

Die Nachteile:

  • Man muss mit den einzelnen Komponenten klarkommen, denn meist ist das Einbinden von Alternativen nicht machbar.
  • Wer schon einen Blog und ein gut laufendes E-Mail-Marketing-System hat und jetzt eigentlich nur eine Kurshosting-Lösung braucht, hat viel (Umzugs-)
    Aufwand.
  • Für Einsteiger sind die Kosten sehr hoch, da nicht alle Funktionen nötig sind.

Diese Komplettlösungen sind ideal für alle, die genau wissen, dass sie sich ein Online-Business aufbauen wollen und nicht die Zeit oder die Technik-Affinität haben, sich alles selbst aus Komponenten zusammenzustecken. Entsprechend braucht es die Bereitschaft, zu investieren - sowohl in Einarbeitungszeit als auch in monatliche Mietkosten.

Selbstgehostete Kursplattform

Bei dieser Variante wird die Kursplattform selbst eingerichtet. Verbreitet ist es, auf einer eigenen WordPress-Webseite mithilfe von Mitglieder-Plugins wie Digimember und ggf. weiteren Plugins den Kurs anzulegen. Es gibt viele Plugins und Themes speziell für Onlinekurs-Entwickler, die die bei WordPress fehlenden Funktionen ausgleichen.

Eine weitere selbstgehostete Lösung ist die Open-Source-Plattform Moodle, die für Universitäten entwickelt wurde und die kostenlos von jedem genutzt werden kann.

Vorteile einer selbstgehosteten Kursplattform:

  • Es gibt nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten, was das Design und die Funktionalität angeht.
  • Die Hoheit über alle Daten bleibt beim Autor.
  • Die Kosten der einzelnen Komponenten (Plugins, Videohosting, Themes etc.) sind meistens günstiger als bei den anderen Varianten.

Die Nachteile:

  • Die Kehrseite der Gestaltungsmöglichkeiten ist der hohe Arbeitsaufwand für die Erstellung. An der eigenen Kursplattform wird oft sehr lange „herumgebastelt“ und optimiert, bis alles (annähernd) so ist, wie man sich das so vorstellt.
  • Diese Lösung setzt voraus, dass man sich mit WordPress bereits auskennt oder sich in Moodle einarbeitet.

Die eigene Kursplattform ist tendenziell eher für fortgeschrittene und/oder technik-affine Kursanbieter geeignet. Langfristig ist das aufgrund der relativ geringen Kosten (wenn es einmal läuft) und der Hoheit über Daten und Gestaltung sicher die eleganteste Lösung.

Fazit

Es gibt beim Kurshosting nicht die eine richtige und perfekte Lösung. Es sind immer Kompromisse zu machen. Entweder ist die Lösung relativ aufwändig, ermöglicht dafür aber große Gestaltungsfreiheit. Oder die Lösung macht Technik-Laien das Leben leicht, ermöglicht aber zum Beispiel keine großen Gestaltungsfreiheiten oder die Plattform ist noch in der Entwicklung, was auch ein gewisses Risiko birgt.

Liegen die Kurs-Materialien gut sortiert auch auf der eigenen Festplatte, ist ein Umzug von einer zur anderen Kursplattform-Lösung in den meisten Fällen schnell und einfach möglich.

 CC BY-SA 3.0 DE by Sonja Klante für EULE/wb-web (16.02.2018), letztmalig geprüft am 16.10.2024


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