Wissensbaustein

Internetrecherche und Wissensmanagement

Vom Surfen über Suchen zum Verwalten und Nutzen

Wie gestaltet man eine zielgerichtete Informationssuche im Internet richtig? Dieser Wissensbaustein zeigt, welche Suchoptionen der Userin/dem User zur Verfügung stehen und wie die Informationsflut in einem Wissensmanagementsystem auf organisatorischer und persönlicher Ebene sinnbringend genutzt werden kann.

Screenshot der Suchmaschine Google, mit einer Lupe vergrößert]

Google ist die meist verwendete Suchmaschine bei der Internetrecherche (Bild: 422737/pixabay.com, CC0

DefinitionWas ist das?

In Abgrenzung zum Informationsmanagement, welches sich mit Fragen der Speicherung, Verwaltung und Weitergabe von Informationen befasst, soll das Wissensmanagement Menschen befähigen, die innerhalb oder außerhalb von Informationssystemen gespeicherten Informationen zu finden, diese zu bewerten und in der Folge mit dem Ziel zu nutzen, Lösungen für gegebene Problemstellungen zu finden und so einen Mehrwert zu schaffen (Sturz, 2010). 

GeschichteWoher kommt das?

Das Wissensmanagement wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Informationsversorgung von Entscheidungsträgerinnen und -trägern in Unternehmen genutzt, um die Qualität ihrer Entscheidungen zu steigern. Mitte der 1980er Jahre erweiterte sich der Fokus von den Entscheiderinnen und Entscheidern auf alle Mitarbeitenden im Sinne des Unternehmens als „lernende Organisation“. Der Umgang mit explizitem Wissen wurde zu einer zentralen Managementaufgabe.

Seit Mitte der 1990er Jahre gilt Wissen als „strategische Ressource“. Drei konstituierende Dimensionen – Technik, Organisation und Mensch (TOM-Modell) – beziehen neben dem expliziten das implizite Wissen in das Wissensmanagement ein. Explizites Wissen ist dokumentiertes Wissen, das beschreibbar oder artikulierbar ist, z.B. in Form von Arbeitsanweisungen, dokumentierten Workflows, Berichten oder Zeichnungen. Implizites Wissen existiert als Können und Erfahrung dagegen nur in dem Bewusstsein der Mitarbeitenden. Es basiert auf Erlebnissen, Erinnerungen und Überzeugungen oder wird geprägt durch persönliche Wertsysteme. Das moderne ganzheitliche Wissensmanagement betrachtet Wissen als Wertschöpfung und versucht, diese Technik- und Humanorientierung sinnvoll zu verbinden (Bohlander et al., 2011).

Kuchendiagramm des TOM-Modells mit den Aspekten Mensch, Technik, Organisation

Abbildung 2: TOM-Modell (eigene Darstellung, 2016)

Beim persönlichen Wissensmanagement geht es heute darum, ein individuelles Konzept zu entwickeln und umzusetzen, so dass schneller hochwertige Lösungen zu Fragestellungen gefunden werden können. Weitere Formen sind das teamorientierte Wissensmanagement, das unternehmens- und branchenorientierte Wissensmanagement sowie nationales und globales Wissensmanagement.

 Ein wesentlicher Bestandteil für die heutige Informationsbeschaffung ist die Internetrecherche. Ausgehend vom ersten Protokoll, entwickelt Anfang der 1990er Jahr von Tim Berners-Lee, wuchs der Datenbestand rasant. Verzeichnisse wie die „Virtual Library“ waren dem Datenvolumen bald nicht mehr gewachsen. Die Indexierung der Internet-Inhalte mit Internet-Katalogen (z.B. Yahoo) und Volltextsuchmaschinen (z.B. Google) lösten sie ab. 

MerkmaleWie geht das?

Für das persönliche Wissensmanagement bietet sich zur Informationsrecherche der Dreischritt von Harold Jarche an:

  • Seek (Suchen)
  • Sense (Reflektieren) und
  • Share (Teilen).

 Seeking beinhaltet die klassische Internet-Recherche. Die Suche nach einem Begriff führt oft zu einem Überangebot an Ergebnissen, die weiter gefiltert werden müssen. Der Filter kann direkt bei der "erweiterten Suche" angewendet werden.

Screenshot der erweiterten Suche bei Google

Die erweiterte Suche bei Google (Screenshot fällt nicht unter freie Lizenz)

Filter können mehrere Kriterien haben, wie z.B. Quelle und Stil. Die Quelle bezeichnet die Urheberin/den Urheber einer Information. Diese ist der Internetnutzerin/dem Internetnutzer bekannt und/oder wird als vertrauenswürdig eingestuft, wenn es sich z.B. um eine öffentliche Institution handelt. Der Stil beschreibt die Art, in der die Information dargeboten wird, z.B. als wissenschaftliche Publikation, der eine höhere Glaubwürdigkeit unterstellt wird als einem Boulevardblatt.

Sensing ist ein weiterer Auswahlprozess, in dem die Informationen vor dem eigenen Erfahrungshintergrund reflektiert und bewertet werden. So kommen als Arbeitstexte in einer Präsenzveranstaltung nur Dokumente in Betracht, die vom fachlichen Niveau für die Zielgruppe der Teilnehmenden als geeignet scheinen.

Sharing (Teilen) macht die Information mit der Expertise der Sendenden für das persönliche Wissensmanagement wie für die eigenen Netzwerke (z.B. Kolleginnen und Kollegen, Kursteilnehmenden) verfügbar (Jarche, 2014).

HandlungsfelderWo brauche ich das?

Persönliches Wissensmanagement ist für Lehrende ein unerlässliches Instrument, die eigenen Kenntnisse zu erweitern und somit für Teilnehmende als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen zu werden. Die wesentlichen Einsatzbereiche für Wissensmanagement im Kontext der Lehrenden sind:

  • Erschließen neuer Themenfelder für das eigene (Angebots-)Portfolio
  • Aktualisierung und Erweiterung bestehender Inhalte für Inputs, Vorträge etc.
  • Finden neuer inhaltlicher Aspekte, die alte in Lehrveranstaltungen ersetzen oder das Themenspektrum innerhalb der Veranstaltung erweitern
  • Erstellung von Arbeitsmaterialien und Aufgaben, die den Teilnehmenden die Vertiefung der Lerninhalte ermöglichen

Zur Verarbeitung der Informationsvielfalt benötigt die/der Lehrende Handlungsmethoden abseits der digitalen Speichermöglichkeiten.

  • Aggregationsprinzip: Texte werden verdichtet durch die Isolierung von in der Regel nicht mehr als sieben wichtigen Aspekten. Verdichtet werden Inhalte auch, indem man sie auf Schlagworte oder Kategorien reduziert (zum Beispiel: Mind-Maps, Cluster-Technik oder die Zusammenfassung in Tabellenform).
    Aggregation kann bei der Auswahl der eingehenden Informationen oder der abonnierten Informationsdienste stattfinden, z.B. von Push-Nachrichten von Apps, Newslettern oder dem Abonnement von Newsfeeds.
  • Qualitätsprinzip: Halten Sie sich und andere zu einer hohen Qualität der Inhalte an, die weitergegeben werden. Das beinhaltet eine prägnante Darstellung und eine gute Vorauswahl der weitergegebenen Aspekte.
  • Hypothesenprinzip: Zum Lösen konkreter Fragestellungen ist es hilfreich, vorab Thesen zu entwickeln, um gezielt Belege für diese Annahme zu finden. 
  • Entwicklungsprinzip: Das Ziel der eigenen Weiterentwicklung ist ein wichtiger Leitgedanke bei der Auswahl der zu lesenden Informationen. 

DiskussionWas wird diskutiert?

In der Frage der Anwendung der Suchmaschinen wird am häufigsten die Dominanz der Suchmaschine Google diskutiert. Google bearbeitet weltweit die meisten Suchanfragen, was in der Konsequenz bedeutet, dass eine hohe Position im Google-Ranking dem Inhalt eine unbestätigte Relevanz beimisst, während eine schlechte Platzierung Inhalte im Datendschungel verschwinden lässt. Kritikerinnen und Kritiker werfen Google vor, durch das Ranking die Bedeutung der Inhalte zu beeinflussen. Dies geschieht insbesondere vor dem Hintergrund, dass Google die Kriterien für das Ranking nicht offenlegt.

Das Wissensmanagement wird sehr stark unter dem instrumentellen Fokus und den bewussten Lernprozessen gesehen, die durch den Einsatz von weiterentwickelten Instrumenten optimiert werden sollen. Hier sind in Zukunft weitere Erkenntnisse zu erwarten, die praktische Auswirkungen auf den Umgang mit Wissen und Informationen haben. 

Internationale BezügeWie sieht man das woanders?

Eine Analyse der Wissensmanagementkonferenzen, die Keynotes aus den Jahren 2010 und 2011 betrachtete, zeigte laut dem Gründer der Wissensmanagement-Beratung K3Cubed Limited David Griffith, dass Wissensmanagement im Auge der Mitarbeitenden weiter den Fokus auf die Technik und damit den operativen Umgang mit Informationen legt, nicht aber den Menschen in den Mittelpunkt stellt. In der gleichen Studie sieht Dave Snowden, Gründer der Organisationsberatung Cognitive Edge, zum einen die Probleme in der Art der Bewältigung komplexer Ausgangssituationen, die sich einer klaren Ursache-Wirkungsbeziehung entziehen. David Gurteen, Wissensmanagement-Berater, lenkt in der Studie den Blick auf das Individuum „Mitarbeiter”. So ist eine der Hauptaufgaben bei der Einführung eines Wissensmanagementsystems, die Einzelkämpferinnen und -kämpfer zum Team in das Knowledge Café einzuladen und ihnen den Nutzen der neuen Unternehmenskultur näher zu bringen (Frost, 2011).


Service

Verwandte Begriffe

Lernen, Informationen, Linklisten, Wissenslandkarte

Zur Reflexion

  • Notieren Sie, wie Ihre letzte Internet-Recherche abgelaufen ist:
    Wie viele einzelne Suchvorgänge haben Sie genutzt? Wie lange haben Sie insgesamt gebraucht? Waren Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Wie haben Sie Informationen gesichert oder gespeichert?

Literaturliste

 

  • Bohlander, H., Gebauer, G., Kivikas, M. et al. u.a. (2011). Ressource Wissen nutzen – Wissensmanagement strategieorientiert entwickeln. Band 48. Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Der Leitfaden stellt die Bausteine des Wissensmanagements und seine Voraussetzungen vor. Konzeptionelle Anforderungen, der Aufbau, die Nutzung und Weiterentwicklung werden vorgestellt. Dazu gibt es Arbeitsblätter zur Bewertung vorhandener Instrumente.
  • Brühlmann, E. (2007). Wie beschaffe ich mir Informationen im Internet. Abgerufen von www.medienpaedagogik-praxis.de/wp-content/uploads/2009/05/kurzanleitung.pdf .
    Die Präsentation zeigt den Umgang mit und Funktionen von (Meta-)Suchmaschinen, insbesondere Google und search.ch.
  • Reinmann, G. (2005). Individuelles Wissensmanagement – ein Rahmenkonzept für den Umgang mit personalem und öffentlichem Wissen. (Arbeitsbericht 5). Abgerufen von http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2006/02/Arbeitsbericht_5.pdf  
    Der Arbeitsbericht schlägt ein Rahmenkonzept zum individuellen Wissensmanagement vor, das mit wesentlichen Erkenntnissen der Metakognitionsforschung vereinbar ist.
  • Rack, S. u.a. (2013). Wie finde ich, was ich suche? Suchmaschinen kompetent nutzen. Materialien für den Unterricht. Abgerufen www.klicksafe.de  
    Neben Sachinformationen zu Suchmaschinen und Suchfunktionen informiert die Publikation über Daten- und Jugendschutz

     

 


Quellen

Eppler, M. (2004). Persönliches Wissensmanagement: Vier einfache Prinzipien, um den eigenen Umgang mit Wissen zu verbessern. Abgerufen von www.community-of-knowledge.de/beitrag/persoenliches-wissensmanagementvier-einfache-prinzipien-um-den-eigenen-umgang-mit-wissen-zu-verb

Frost, I., & Frank, K. (2011). Wissensmanagement-Visionäre: Trends und Strategien. Abgerufen von www.community-of-knowledge.de/beitrag/wissensmanagement-visionaere-trends-und-strategien

Jarche, H. (2014). The Seek > Sense > Share Framework. Abgerufen von http://jarche.com/2014/02/the-seek-sense-share-framework

 Patalong, F. (2008). Suchmaschinen vor Google: Am Anfang war die Liste. SPIEGELONLINE Netzwelt. Abgerufen von http://www.spiegel.de/netzwelt/web/suchmaschinen-vor-google-am-anfang-war-die-liste-a-577644.html

Sturz, W. (2010). Wissensmanagement – mehr als nur Informationsmanagement! Abgerufen von https://germanspeakers.org/tl_files/articles/Wolfgang-Sturz-Wissensmanagement--Mehr-als-Informationsmanagement.pdf


CC BY SA 3.0 DE by Maria-Christina Nimmerfroh für wb-web


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