Susanne Witt Blog

Online-Veranstaltung aktiv gestalten

Das Foto zeigt Hände, die ein Tablet halten.

Bild: Hande Tablet (fancycrave1 auf Pixabay ; Pixabay License)

Teilnehmende aktivieren, ist leichter gesagt als getan. Was in analogen Bildungsveranstaltungen schon schwer fällt, ist im digitalen nicht unbedingt einfacher. Oder doch? Es gibt sie, die drei „Ts“ – Tipps, Tricks und Tools – mit denen man die eigenen Teilnehmenden aktiv am Kurs beteiligt. In diesem Beitrag habe ich für die verschiedenen Seminarphasen Anregungen als Spickzettel für die Kursgestaltung zusammengestellt.

Halten Sie die Zeitslots kurz. Je länger eine Einheit dauert, umso wahrscheinlicher ist, dass die Aufmerksamkeit und Konzentration sinken. Dieser Effekt ist online größer bzw. tritt schneller ein, weil die Teilnehmenden fast bewegungslos auf einen Bildschirm schauen. Eine Lerneinheit sollte daher unter  einer  Stunde  bleiben.

Halten Sie Redebeiträge kurz.  

Alle sieben Minuten eine Aktion einbauen. Um die Aufmerksamkeit anzuregen und die Teilnehmenden zu aktivieren, bedarf es Aktion. Es gibt vielfältige Möglichkeiten von agilen Projektmethoden über kollaboratives Arbeiten zum Beispiel in digitalen Mindmaps, Quiz oder Umfragen.

Verlagern Sie die Wissensvermittlung/-aneignung in die Vorbereitungsphase, Stichwort: Flipped Classroom. Auf diese Weise können Sie sich aktiv mit den Teilnehmenden austauschen, Erlerntes anwenden und Unklarheiten beseitigen.

Setzen Sie multimediale Medien ein. Je größer die Abwechslung ist, umso mehr Sinne werden angesprochen. Sie können selber Multimedia wie Infografiken, Videos oder Audios erstellen oder im Netz passende Materialien unter freier Lizenz finden, mixen und einsetzen.

Vorstellen  vorab

Geben Sie Ihren Teilnehmenden die Chance sich (freiwillig) vorab vorzustellen. Hierzu können Sie eine virtuelle Pinwand, z.B. Padlet,  verwenden. Dort können die Teilnehmenden sich beispielsweise mit Namen, Einrichtung, Funktion, Bild und einem Satz zur Motivation für die Veranstaltung vorstellen. Natürlich können Sie diese Vorgaben auch variieren: „Mein außergewöhnliches Hobby ist…“ oder „Mein nächster Urlaub“ oder wie im folgenden Beispiel "Meine Superkräfte". Selbstverständlich können auch Erfahrungen zu dem Konferenzthema abgefragt werden. Um Ihre Teilnehmenden zu motivieren, gehen Sie mit gutem Beispiel voran. 

das Bild zeigt ein Beispiel aus einer Personenvorstellung einer vergangenen Veranstaltung.

Beispiel einer Vorstellung auf einem Padlet aus einer vergangenen Veranstaltung

Bis zum  Startschuss

Icebreaker mit Pfiff

Der übliche Kaffeeklatsch entfällt online. Mit dem Betreten des virtuellen Raums befinden sich Lehrende und Teilnehmende im Plenum. Smalltalk unter vier Augen ist quasi unmöglich. Vor der Veranstaltung und dem offiziellem Beginn hadert vielleicht noch der ein oder andere mit technischen Schwierigkeiten. Währenddessen können Sie allen anderen kleine Anreize zur Zeitüberbrückung und zum Amüsement zur Hand geben. Auf der Seite internetquatsch.de finden Sie Anregungen unter freier Lizenz. Sie finden auf der Seite  für  jeden Geschmack etwas.

Zwei Beispiele: 

Das Bild zeigt einen Screenshot des Tools "Zeichne einen Eisberg".

Screenshot: Tool "Zeichne einen Eisberg" (Iceberger)

Die Grafik zeigt die Datenkabel, die weltweit in den Ozeanen verlegt wurden für das Internet etc.

Screenshot: Weltweit verlegte Datenkabel in Ozeanen

Kennenlernen

Beziehungsaufbau im digitalen Raum

Geben Sie einen kurzen Fragenkatalog an die Teilnehmenden aus und fordern Sie diese auf, die anderen Teilnehmenden zu interviewen bis möglichst viele Fragen  beantwortet sind. Geben Sie ein Zeitfenster z.B. fünf Minuten vor. Besonders geeignet sind hierzu die Tools wonder.me und trember.me. Hier können die Teilnehmenden mit ihren Avataren durch den Raum gehen und Gesprächs-/Interviewpartner*innen finden.

Handlungsanleitung

Alternativ können Sie auch Bingo-Karten vorab digital ausgeben und eine kleine Spielrunde durchführen. Die Feldinhalte zum Ankreuzen wären mit  Stichwörtern gefüllt wie Digitalisierung, Beratung, E-Learning oder diverse Tools passend zum Veranstaltungsthema gefüllt.

Beispiel für Bingo zu OER

Weitere Anregungen wie das Ratespiel „Two Lies and a Truth“ finden Sie in der Faville-App (Englisch). Bei diesem Ratespiel geben die Teilnehmenden zu einer jeweils selbstgewählten Frage drei Antworten, zwei falsche und eine richtige. Die anderen Teilnehmenden müssen raten, welche Antwort richtig ist. In einer Übersicht wird die aktuelle Antworttendenz angezeigt. Die App bietet verschiedene Filtermöglichkeiten an. Jede Methode aus der Faville-App wird detailliert beschrieben.

Gruppenarbeit

Viele Konferenztools bieten heute Breakouträume an, die Gruppenarbeit ermöglichen. Ab acht Personen ist eine Aufteilung zum Brainstorming, Austausch, Ideenentwicklung oder Diskussion sinnvoll. Die Zuteilung kann händisch, zufällig, über eine vorausgehende Zuordnung oder mittels eines freien Zugangs bewerkstelligt werden. Diese Gruppenarbeitsphasen können mit einer voreingestellten Zeitsteuerung begrenzt werden. Nach Ablauf werden die Teilnehmenden automatisch in den Hauptraum zurückgeleitet. Weitere  Tools wie zum Beispiel trember.me oder wonder.me sind noch einfacher zu bedienen. Hierbei bleiben alle Teilnehmenden in einem großen Raum und nur durch die frei wählbare Nähe der Avatare zueinander kommen Gespräche und Austausch zustande. Daneben besteht z.B. in trember.me auch die Möglichkeit, Videos gemeinsam anzusehen oder die Seite gleich als Pinwand zu benutzen. Mit einer „Durchruffunktion“ können alle Teilnehmenden seitens der Lehrkraft angesprochen werden. Für die Moderation bedeutet dies, dass sie klare Aufgaben stellen muss und als Lernbegleiter von Gruppe zu Gruppe wandern kann. Nach Abschluss der Gruppenphase stellt jede Gruppe ihr Ergebnis vor und die Lehrkraft moderiert die folgende Diskussionsrunde.

Passende Materialien

Mindmapping

Die Mindmap als Opener: Eröffnen Sie das Thema mit einer offenen Frage zu der sich alle Verhalten können. Hilfreich ist hierbei ein digitales Mindmap. Man kann auch erst allen auf einem digitalen Whiteboard Notizzettel zur Verfügung stellen, diese ausfüllen lassen und später als Mindmap ordnen. Wichtig ist, dass jede*r Teilnehmende  die Möglichkeit hat, die eigenen Gedanken einzubringen. Dopplungen werden beim späteren Sortieren und Zuordnen zusammengefasst. Anschließend werden die Beiträge besprochen, nachgefragt und erklärt.

Die Übersichtlichkeit der Mindmap kann als Fahrplan für einen Kurs genutzt werden. Verästelungen stellen in diesem Fall die einzelnen Kursinhalte dar.

Als Entwicklungstool bietet sich die Mindmap in der Kleingruppenarbeit an. Hier können gezielt einzelne Gedankenstränge gemeinsam besprochen und weitergedacht werden.

Handlungsanleitungen

Agile Methoden 

Agile Methoden wie Design Thinking oder Scrum  binden alle Teilnehmenden aktiv in die Prozessentwicklung ein.

Handlungsanleitungen

Zwischenstand

Quiz

Ein Quiz anstelle eines Tests kann abwechslungsreich sein und motivieren. Anstelle des Prüfcharakters soll das Lernen an erster Stelle stehen.

Das Portal „kahoot“ zum Beispiel bietet die Möglichkeit, eigene Quiz zu erstellen. Mit der browserbasierte Software lassen sich Gestaltung und Durchführung verschiedener Quizformate generieren. Eine Beschreibung finden Sie in dem folgenden Erfahrungsbericht. In der Linksammlung sind Handlungsanleitungen verknüpft.

Linksammlung

Kommunikation

Austausch

Jedes Konferenztool stellt verschiedene Möglichkeiten der Interaktion zur Verfügung (vgl. Online-Moderation leicht gemacht). Der Austausch zwischen zwei oder mehreren Teilnehmenden kann, wie eingangs schon beschrieben, über Breakoutrooms oder Chat gesteuert werden. Zu Kaffeeklatsch und individuellem Austausch: Tools wie beispielsweise wonder.me oder trember.me erlauben einen schnellen Gruppentausch ohne Raumwechsel. Hierzu ziehen die Teilnehmende mit ihren Avataren über den Bildschirm zur Zielperson. 

Neben den im  Folgenden  vorgestellten  Anwendungen  bietet zum Beispiel Slack als Kanal neben dem direkten Austausch die Möglichkeit des E-Mail-Versands oder Dokumente anzuhängen.

Konferenztools

CC BA SA 3.0 by Susanne Witt  für wb-web (Mai 2021)


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