Susanne Witt Blog

"Online moderieren" leicht gemacht

Die Grafik zeigt ein Online-Meeting.

Bild : Online-Meeting jmexclusives auf Pixabay.com; Pixabay License

Online moderieren unterscheidet sich an etlichen Schnittstellen von der Leitung einer Präsenzveranstaltung. Wie gelingt eine abwechslungsreiche Veranstaltung bei der die Teilnehmenden aktiv interagieren können, der Humor nicht zu kurz kommt und jeder sich beteiligen kann? Worauf muss man bei dem Zeitplan achten und wie können im digitalen Raum Beziehungen aufgebaut werden? Planen Sie Ihre kommende Online-Moderation abwechslungsreich.

Jeder sitzt in der ersten Reihe

Der fehlende analoge Sozialkontakt fällt  zum Beispiel bei der Sitzplatzwahl, der Gruppierung und an parallel zur Veranstaltung geführten Gesprächen auf. Online findet stattdessen eine „Gleichschaltung“ aller Teilnehmenden und Lehrender statt. Jeder erhält seine Kachel und die Position auf dem Bildschirm ist (meistens) nicht frei wählbar. Prinzipiell sitzt online jeder in der ersten Reihe. Nur der Host bzw. die Lehrkraft erhalten ggf. festgelegte Positionen durch die Zuweisung von Rechten und Optionen. Private Gespräche können in vielen Konferenztools ausschließlich in privaten Chats stattfinden, was aber eine verzögerte spontane Reaktion wie ein Lächeln oder Naserümpfen nur mittels Verschriftlichung zulässt.

Die Tabelle gibt einen Überblick über die Unterschiede zwischen Präsenz- und Onlineveranstaltungen.

Tabelle: Unterschiede zwischen Präsenz- und Online-Kommunikation, die sich auf die Moderation auswirken (können).

Technische Voraussetzungen für Online-Veranstaltungen

Eine stabile Internetverbindung und eine aktuelle Computerausstattung mit Webcam (bei visuellen Treffen)  und Mikrofon werden für  eine Online-Veranstaltung benötigt. Günstig ist eine Lampe mit Diffuser, die das Gesicht der Person ausreichend ausleuchtet. Eine Lampe hinter der Person lässt diese als dunklen Schatten erscheinen und ist eher ungünstig. Ebenfalls ungünstig wirkt sich eine starke Seiteneinstrahlung z.B. durch Fenster auf das Bild des Sprechers/ der Sprecherin aus.

Als Moderator*in ist es wichtig, dass man die eingesetzten Tools mit ihren Funktionen beherrscht und passend einsetzen kann. Darüber hinaus sollte der oder die Moderator*in wissen, mit welchen Browsern die ausgewählte Anwendung stabil läuft. Mit der Auswahl des digitalen Konferenztools findet bereits eine Vorauswahl möglicher Werkzeuge der kollaborativen Zusammenarbeit statt. Diese kann mit weiteren digitalen Tools wie z.B. Whiteboards ergänzt werden. Ggf. sollte man sich mit den Tools in den Wochen vor der Veranstaltung im Team vertraut machen und Abläufe ausprobieren.

Werden mit einem Passwort geschützte Tools verwendet, sind diese in angemessener Zeit den Teilnehmenden zuzusenden. Direkt vor der Veranstaltung sollte eine halbe Stunde Zeit für individuelle, technische Test für alle Teilnehmenden eingeräumt werden. Mit dem Versand des Einladungslinks und des Passworts sollte der solideste Browser für das Tool genannt werden.

Und nicht vergessen, das Stromkabel anzuschließen!

Passende Linkliste

Kürzere Slots und mehr Pausen für mehr Aufmerksamkeit

Eine Session sollte maximal 54 Minuten dauern, gefolgt von einer fünfminütigen Bewegungspause. Bei längere Veranstaltungen sollen immer wieder Bewegungspausen eingeplant werden. Sie können hierzu einen Breakoutroom einrichten und dort ein kurzes Bewegungsprogramm anleiten. Parallel kann die Lobby als Pausenraum genutzt werden oder bei vielen Teilnehmenden richtet man einen Pausenraum zum Beispiel auf wonder.me ein, und behält sich so die Lobby für ankommende Gäste und Teilnehmende mit Nachfragen frei.

Anwesenheit aller Beteiligten

Wie schon in der Tabelle ersichtlich, gibt es (meistens) keine Sitzordnung. Das System ordnet frei nach Host, Co-Host und weitere Teilnehmenden alle Personen auf jedem Bildschirm  an. Meist sieht jede*r Teilnehmende auf ihrem/seinem Bildschirm oben links in der Ecke die Person, die Gastgeber/Host ist, gefolgt von dem eigenen Bild und dann bunt gemischt alle weiteren Personen. Weitere Ansichten heben den aktuellen Sprecher hervor oder  erlauben bei einem Dialog die Ansicht der zwei Protagonisten.

Der Blick durch das Schlüsselloch

Mit der Kamera gibt jeder Teilnehmende immer auch einen Teil seiner Privatsphäre preis. Wer das nicht möchte, kann

  • die Kamera ausschalten oder
  • diese mit einem Papier abdecken,
  • einen virtuellen Hintergrund oder Filter verwenden,
  • eine Decke hinter sich hängen.

In jedem Fall sollte man prüfen, was im Hintergrund im Sichtfeld der Kamera für alle Beteiligten zu sehen ist. Vorteilhaft ist ein neutraler Hintergrund wie beispielsweise eine einfarbig gestrichene Wand. Unvorteilhaft sind unaufgeräumte Zimmer, die ggf. das ein oder andere private Detail ins Bild rücken. Mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen sollte man auf private Familien- oder Freundesbilder im Hintergrund verzichten. Möchte man als Lehrperson mit Einblendungen arbeiten, bietet sich ein Greenscreen an. Diesen kann man im Fachhandel erwerben und hinter dem eigenen Sitzplatz aufbauen.

Kommunikation in Online-Veranstaltungen

Wichtig ist, dass die Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet. Dazu zählt die Einstellung und Position der Kamera genauso wie die Art der Gesprächsführung. Die Kamera sollte auf Augenhöhe stehen, so dass Sie gerade in den Bildschirm schauen. Ein kleines Podest auf dem Schreibtisch oder alternativ vier dicke Bücher unter einem Laptop können hierbei helfen. Ziel ist es, dass Sie als Sprecher*in nicht von oben auf die Teilnehmenden herabsehen.

 Bei der Moderation sollen alle Teilnehmenden gleichermaßen zu Wort kommen. Ziel ist es, niemanden zu bevorzugen oder auszugrenzen. Die Sprache soll einfach, deutlich, dialektfrei und klar vernehmlich sein. Verschachtelten Sätzen kann nur bedingt verfolgt werden, insbesondere wenn es Verbindungsschwierigkeiten gibt. Halten Sie daher Sätze und Beiträge kurz! Der Austausch und die gemeinsame Interaktivität stehen im Mittelpunkt.

Um ein wildes Durcheinanderreden zu verhindern, können zunächst alle Mikrofone der Teilnehmenden stummgeschaltet werden. Diejenigen, die eine Wortmeldung beisteuern möchten, haben die Möglichkeit dies anzukündigen

  • im Chat
  • in der Teilnehmerliste
  • mit einem Handzeichen des Online-Tools oder
  • mit einer Karte, die sie in die Kamera halten.

In der Reihenfolge der Meldungen erteilt ihnen die Lehrkraft das Wort. Parallel können alle anderen Teilnehmenden Fragen und Bemerkungen in den Chat schreiben. Die Lehrkraft/Moderation steuert diese in die Diskussion bei. Anschließend erfolgt die Nachfrage zu Ergänzungen oder Unklarheiten und ggf. eine klärende Gesprächsrunde.

Eine Beispielkarte aus dem Set Moderationskarten der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kultur e.V.

 

Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kultur e.V. entwickelte ein Set Moderationskarten, die unter der offenen Lizenz CC-BY-SA 4.0 zur Verfügung stehen.

Download Moderationskarten für Videokonferenzen (PDF / CC-BY-SA 4.0)

Beziehungsaufbau im digitalen Raum

Durch die räumliche Distanz müssen andere Wege gefunden werden, um die Teilnehmenden einander näher zu bringen. Geben Sie einen kurzen Fragenkatalog an die Teilnehmenden aus und fordern Sie diese auf, die anderen Teilnehmenden zu interviewen bis möglichst viele Fragen positiv beantwortet sind. Geben Sie eine Zeitvorgabe z.B. fünf Minuten. Besonders geeignet sind hierzu die Tools wonder.me und trember.me. Hier können die Teilnehmenden mit ihren Avataren durch den Raum gehen und Gesprächs-/Interviewpartner*innen finden. Anschließend stellen sich die Interviewpartner*innen gegenseitig vor. Als Moderator*in  leiten Sie die  Vorstellungsrunde.

Alle sieben Minuten eine Aktion

Binden Sie als Moderator*in Ihre Teilnehmenden ein. Im Gegensatz zu dem Sitzen in einem Veranstaltungsraum schränkt die Online-Veranstaltung die Bewegungsaktivität der Teilnehmenden noch weiter ein. Der Blick ist oft starr auf den Bildschirm gerichtet. In der Folge verspannen sich  die Nackenmuskeln, auch der Kreislauf fährt herunter. Um alle Beteiligten wach und aktiv zu halten, ist es daher angebracht, diese in regelmäßigen Abständen aktiv zu beteiligen. Empfohlen wird eine Aktion alle sieben Minuten. Dies kann eine kleine Umfrage sein, eine Positionsbestimmung auf einer Landkarte oder zum Beispiel eine Bewegungsaufgabe wie ja/nein-Fragen. Bejaht man eine Frage, muss man kurz aufstehen, verneint man eine Frage einmal um den Stuhl herumgehen.

Eine Umfrage kann mit dem verwendeten Moderationstool (z.B. vhs.cloud, Vitero), Mentimeter oder mit Stempeln (Zoom) in der Bildschirmansicht der Präsentation erfolgen. Gleiches gilt für Feedbackfragen.

Beispielfrage: Wie gut kennen Sie offene Bildungsmaterialien?

Setzen Sie Ihr Sternchen an der entsprechenden Stelle ein!

Der Ausschnitt aus einer Präsentation zeigt einen Pfeil, auf dem die Teilnehmenden Ihre Position zum Thema markieren können.

Aktion für Teilnehmende: Antworten und/oder Position bestimmen durch Markieren 

Nach dem gleichen Prinzip kann auch nach dem Standort der Teilnehmenden gefragt werden. Dazu können Sie eine Land- oder Stadtkarte in die Präsentation einbauen oder per Screensharing einblenden und die Teilnehmenden setzen ihr Sternchen an entsprechender Stelle.

Mentimeter ermöglicht Abfragen, Multiple Choice oder freie Worteingaben und liefert das Ergebnis zum Beispiel in einem Tortenformat oder auch als Wortwolke.

Etwas mehr Bewegung und Schwung bringt eine gemeinsame Achterbahnfahrt oder ein Wettrennen (Mario Kart) in die Gruppe. Spielen Sie ein Video ab und/oder geben entsprechend Kommandos für eine Spritztour wie zum Beispiel „legt euch in die rechte Kurve“.

Geben Sie eine Fragestellung vor und lassen sie den Teilnehmenden Zeit, Ihre Beiträge in Textfeldern oder mit digitalen Notizzetteln niederschreiben. Ordnen Sie gemeinsam mit den Teilnehmenden die so gesammelten Beiträge auf dem digitalen Board. 

Abschluss  und  Dokumentation

Verabschieden Sie Ihre Teilnehmenden, vielleicht mit der Bitte um ein Feedback zum Beispiel mit Mentimeter. Dokumentieren Sie die Veranstaltung in einem für die Teilnehmenden zugänglichen Dokument. Padlets und digitale Whiteboards ermöglichen über die synchrone Anwesenheitszeit hinaus jedem Teilnehmenden, an den gemeinsam erstellten Inhalten weiterzuarbeiten bzw. auf die Inhalte zuzugreifen.

Für individuelle Nachfragen können  Sie den virtuellen Raum noch länger geöffnet halten und mit einzelnen Teilnehmenden in den Austausch gehen.

Passende Materialien

CC-BY-SA 3.0 by Susanne  Witt  für  wb-web (Mai 2021)


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