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Aufgespürt: Nützliches zum Thema Lernbarrieren
Was macht das Lernen so schwer? Viele der Geringqualifizierten, aber nicht nur sie, haben aus verschiedenen Gründen ihre Mühe mit dem Lernen. Und Lehrende ringen damit, Lernbarrieren rechtzeitig zu bemerken, Ursachen zu verstehen und Ansätze zum Umgang zu finden. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl interessanter Beiträge aus den Feldern Schule und der Erwachsenenbildung, die viele nützliche Impulse für die Bildungspraxis enthalten.
Etliche der nachfolgenden Beiträge entstammen einem Themenheft der DIE-Zeitschrift des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung aus dem Jahr 2000. Sie stehen in deutscher und teils auch englischer Sprache zum Download bereit.
Der Umgang mit Lernwiderständen kennt keine Rezepte
Im Rahmen eines Projektes entdecken der Autor und die Autorin die verschiedenen Erscheinungsformen von Lernwiderständen, listen sie auf und beschreiben sie. Aus verschiedenen lerntheoretischen Blickwinkeln versuchen die Autoren die Ursachen dieser Widerstände herauszustellen und beleuchten in spannender Weise in diesem Zuge kritisch die Lerntheorien. Von besonderer Praxisrelevanz ist die vorgelegte Einteilung der Hintergründe und Entstehungszusammenhänge für Barrieren und Widerstände im Lernen. Dabei unterscheiden die Autorin und der Autor drei Bereiche: Hemmnisse, Schranken und Gründe. Sie schließen diese Arbeit mit ebenso grundlegenden wie nachdenklichen Überlegungen zur Frage, wie der Umgang mit Lernwiderständen aussehen sollte. Sie verweisen insbesondere darauf, dass das Lernen an sich eine sehr komplexe Angelegenheit ist und machen sich abschließend stark dafür, dass Lehrende sich auf die Lernenden einlassen und nicht gegen sie rsp. ihre Lernwiderstände angehen sollten.
Faulstich, P. & Grell, P. (2003). Lernwiderstände aufdecken - Selbstbestimmtes Lernen stärken. http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2003/faulstich03_01.pdf
Lernwiderstände in der Erwachsenenbildung
Ortfried Schäffter beleuchtet kritisch, unter welchen Umständen es in der Erwachsenenbildung zu Lernverweigerungen und Lernwiderständen kommen kann. Er bezieht sich insbesondere auf die Frage, inwiefern Lernwiderstände ein „Produkt“ formaler, institutionalisierter Lernangebote sind. Des Weiteren betrachtet der Autor die unterschiedlichen Perspektiven von Lehrenden und Lernenden in Bezug auf das Lernen allgemein und auf Lernbarrieren. Für die Bildungspraxis besonders geeignet zeigt der Autor auf, welche institutionellen Faktoren Lernwiderstände auslösen und wie sich Lernwiderstände in der Interaktion von Lehrenden und Lernenden verfestigen. Damit bildet der Text eine gute Grundlage derart entstandene Lernwiderstände in Zukunft zu vermeiden.
Schäffter, O. (2000). Lernzumutungen. Die didaktische Konstruktion von Lernstörungen. http://www.diezeitschrift.de/22000/positionen1.htm
Praxis-Interview zu Lernblockaden
In dem Gespräch mit zwei Deutschlehrerinnen und einem Lehrgangsleiter kommen ganz konkret Erfahrungen mit Lernblockaden in einem Volkshochschulkurs mit anerkannten Asylbewerbern und Migranten zur Sprache. Die Interviewpartner berichten anschaulich aus Ihrer Praxis, welche Lernblockaden in den jeweiligen Kursen vorhanden sind und wie sie damit umgehen bzw. wie sie diese bewerten und einschätzen. In dem Interview wird sehr gut deutlich, dass Lernblockaden in verschiedensten Situationen wiederzufinden sind und ein angepasster Umgang notwendig ist. Unsere Einschätzung: Ein für die Praxis sehr hilfreicher und lesenswerter Artikel.
Bohn, H. & Offenbartl, S. (2000). „Bewusstseinsprozesse einleiten, um Lernblockaden aufzulösen“. http://www.diezeitschrift.de/22000/gespraech.htm
Aus der Lernwiderstandsforschung für die Praxis profitieren
In dem kurzen Beitrag beleuchtet der Autor Rolf Arnold, wie Widerstände definiert werden können und rückt dabei bislang wenig beachtete Perspektiven ins Blickfeld. Er stellt heraus, dass Lernwiderständen vorgebeugt werden kann, wenn die Lernenden die Möglichkeit haben ihre „individuelle Aneignungslogik“ und ihre „Deutungsmuster“ in den entsprechenden Kursen zu äußern. Zum zweiten hebt Arnold hervor, wie bedeutsam es ist, dass auch die emotionalen Hintergründe der Lernenden in den Lernprozess mit einfließen können. Abschließend merkt Arnold an: Das eigene didaktische Handeln sollte offener für diese Einflüsse gestaltet werden, damit Widerstände beim Lernen vermindert werden können.
Arnold, R. (2004). Identität und Emotion als Faktoren. Erkenntnisse aus der Lernwiderstandsforschung. http://www.die-bonn.de/doks/arnold0002.pdf
Widerstände: verborgene Potenziale in der Erwachsenenbildung
Die Autorinnen Rosemarie Klein und Marita Kemper begründen Lernwiderstände als unvermeidbare Folge organisierten Lernens. Sie stellen heraus, dass Widerstände von mehreren Bedingungen abhängig sind und hinterfragen kritisch, wie Lernwiderstände interpretiert werden. Der Beitrag – und das ist eine wichtige Botschaft für die Bildungspraxis - macht deutlich, dass Lernwiderstände nicht abgeschafft, nicht unterbunden und nicht als Störungen angesehen werden sollten. Vielmehr sollten Wege beschritten werden, die verborgenen Potenziale von Lernwiderständen für die erwachsenengerechte Gestaltung von Lernen und Lehren zu nutzen: mehr aktive Beteiligung und Mitsprache der Lernenden, mehr Orientierung an ihren Lerninteressen und ihren Lebensperspektiven.
Kemper, M. & Klein, R. (2000). Nicht-Teilnahme als Verweigerung. Lernwiderstände und reflexive Lernberatung. http://www.diezeitschrift.de/22000/positionen2.htm
Ein Beispiel aus der Unterrichtspraxis
In einem differenzierten Bericht über praxisnahe Erfahrungen im Umgang mit Lernenden berichtet die Autorin Adelgard Steindl von ihrer persönlichen Strategie Lernhindernisse mit den Betroffenen anzugehen. Sie betont, wie wichtig es ist, mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen und sie im Zuge eines Beratungsgesprächs zu unterstützen. Der besondere Gewinn für Bildungspraktiker und Bildungspraktikerinnen: Die Autorin legt einen praxisnahen Leitfaden zur Strukturierung von Beratungsgesprächen vor. Nicht zuletzt ist der Bericht mit seiner Vielzahl von Erfahrungen und konkreten Erlebnissen nah an der Lehr-/Lernrealität und deshalb ein lohnender Lesestoff.
Steindl, A. (2004). „Für mich ist jede Unterrichtsstunde eine Qual“. Dennoch: Wege zum selbstbestimmten Lernen. http://www.die-bonn.de/doks/steindl0001.pdf
Lernwiderstände als Folge von ungelösten Konflikten
Ekkehard Nuissl macht darauf aufmerksam, dass Widerstände möglicherweise durch schlummernde und nicht ausgetragene Konflikte entstehen können. Des Weiteren hinterfragt er die Definitionen von Widerständen und skizziert, inwieweit Probleme im Lernprozess artikuliert oder verschwiegen werden. Dabei konstatiert der Autor, dass differente soziale Hintergründe, Rollendefinitionen und persönliche Dispositionen von Bedeutung für den Umgang mit Lernwiderständen sind. Für die Praxis von Zugewinn ist der Apell, Konflikte nicht zu tabuisieren, sondern den Mut aufzubringen, sie auszutragen.
Nuissl, E. (2000). Barrieren, Blockaden, Widerstände. http://www.die-bonn.de/doks/nuissl0005.pdf
Lernwiderstände bei Neuerungen im Lernumfeld
Zunächst stellt der Autor Hans Tietgens anhand der Historie der Lernwiderstände in der Erwachsenbildung die Veränderungen in den letzten 250 Jahren in einer kurzen Beschreibung chronologisch dar. Die Abwehrhaltung, von der er an dieser Stelle spricht, steht in engem Zusammenhang mit Neuerungen im Lernumfeld, insbesondere bei der Aneignung neuer Wissensformen und Strategien. Verunsicherungen, die durch allgemeine Veränderungen hervorgerufen werden können, führen häufig zu Widerständen. Im Laufe seiner Argumentation kommt Hans Tietgens zu dem Schluss, dass nicht die Neuerungen an sich zu Abwehrhaltung führen, sondern die immer mehr zunehmende Geschwindigkeit dieser Neuerungen verantwortlich dafür ist, dass Lernwiderstände entstehen. Der Gewinn dieses Beitrages liegt zum einen im historischen Abriss, über den deutlich wird, wie sich die Gründe für das Verstehen von Lernwiderständen auch verändern – wie etwa durch die enorme Beschleunigung von Neuerungen.
Tietgens, H. (2000). Mehr Hemmnisse und Barrieren als Widerstand. http://www.die-bonn.de/doks/tietgens0001.pdf
Vorerfahrungen der Lernenden können Lernwiderstände auslösen
Die Autorin Monika Tröster legt zu Beginn die Unterscheidung zwischen Lernwiderstand und Lernstörung fest und stellt heraus, dass die Ursachen für Widerstände vorwiegend in den Vorerfahrungen der Lernenden manifestiert sind. Die Wichtigkeit besteht darin, Lernwiderstände aufzudecken und über diese zu reflektieren, um gemeinsam mit Lehrenden und Lernenden eine zufriedenstellende Lösung dieser Problematik für beide Parteien zu finden. Zum Ende ihres Beitrags stellt die Autorin weiterführende Fragen, die den Lehrenden eine neue Sicht auf die Thematik ermöglichen, um so einen Leitfaden zum Umgang mit Lernwiderständen zu entwickeln.
Tröster, M. (2004). Lernwiderstände. http://www.die-bonn.de/doks/troester0001.pdf
CC BY SA 3.0 by Ellen Schmidt für wb-web
Lernwiderstände - Was hat es damit auf sich
Der Kurs läuft, die Kursleitung ist gut vorbereitet, das Thema passt und die meisten Kursteilnehmer arbeiten motiviert mit. Eigentlich die ideale Situation für alle Beteiligten. Doch manchmal scheinen einzelne Kursmitglieder nicht weiterzukommen. Sie klinken sich aus dem Thema aus und erreichen das Lernziel nicht oder schwer. Hier können Lernwiderstände die Ursache sein. Erfahren Sie in diesem Lernpfad, was Lernwiderstände sind, wo sie herkommen können und wie man betroffenen Teilnehmenden begegnen sollte.
Hier geht´s (mit Anmeldung) zum Lernpfad: Lernwiderstände - Was hat es mit ihnen auf sich?