Handlungsanleitung

Szene-Stopp-Reaktion

Handeln und Reagieren in schwierigen Situationen kann trainiert werden – etwa mit der Methode „Szene-Stopp-Reaktion“ nach Diethelm Wahl. In schwierigen, stressigen Situationen reagiert man als Lehrende oft impulsiv, was man manchmal im Nachhinein bereut. Man konnte ja schließlich nicht ahnen, wie sich die Situation entwickeln würde – oder etwa doch? Die Methode „Szene-Stopp-Reaktion“ des Psychologen und Erwachsenenbildners Diethelm Wahl bietet die Möglichkeit, Ausnahmesituationen im Voraus zu trainieren und angemessene Handlungsweisen einzuüben. So behält man in der Realsituation leichter den Überblick und kann besonnener handeln.

Im richtigen Moment angemessen reagieren

Bei der Methode „Szene-Stopp-Reaktion“ werden Lehrpersonen in einem geschützten Trainingsumfeld mit einer möglichen Stresssituation aus der Unterrichtspraxis konfrontiert. Die Teilnehmenden überlegen sich in einer sog. Trainingsgruppe, wie sie eine solche Situation am besten entschärfen können, ohne jedoch inhaltliche Details zu kennen. Danach wird eine Lehrperson ausgewählt, der eine konkrete Situation vorgespielt oder als Video gezeigt wird. An einem bestimmten Punkt stoppt die Vorführung, und die Person im Zentrum muss ohne Verzögerung reagieren. Danach folgt eine Feedback- und Reflexionsphase.

Beispiel: Störung des Unterrichts

Die Teilnehmenden diskutieren zunächst, wie man angemessen auf Störungen im Unterricht reagieren kann, und notieren sich mögliche Verhaltensweisen. Dann wird eine Lehrperson für die Testsituation ausgewählt. Es folgt ein Video von einem Schulungsraum, in dem der Lehr-Lernprozess voll im Gang ist. Plötzlich kommt ein Teilnehmer mit Verspätung dazu, sucht sich umständlich einen Platz und beginnt, sich mit der Sitznachbarin privat zu unterhalten. An dieser Stelle wird die Aufnahme gestoppt und die Lehrperson soll unverzüglich auf die Störung reagieren. Dabei soll sie sich in die Situation begeben und nicht von außen darauf blicken (Reaktion „Darf ich Sie um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“ statt „Ich würde den Teilnehmer bitten, mir zuzuhören“). Schlussendlich wird die Situation aufgelöst und die Feedback- und Reflexionsphase eingeläutet, in der sowohl die Lehrperson selbst als auch die Beobachter zu Wort kommen sollten.

Eigenes Verhalten anpassen

Ziel der Nachbereitung ist es, die gezeigte Verhaltensweise der Lehrperson mit dem gewünschten Verhalten zu vergleichen. Dahinter steht die Auffassung, dass man durch konstruierte Testsituationen das Verhalten in realen Situationen üben kann. Zeigt die Lehrperson im Testlauf trotz Vorbesprechung ein Verhalten, das in der realen Situation nicht angemessen wäre, bedeutet das, dass die gewünschte Verhaltensweise noch nicht verinnerlicht wurde. Ausgiebiges Trainieren schwieriger Situationen steigert die Wahrscheinlichkeit, dass man auch in der Situation selbst auf das gewünschte, geübte Verhalten zurückgreifen kann.

Tipp

Die Methode „Szene-Stopp-Reaktion“ eignet sich gut zum Einsatz in Gruppensituationen oder Intervisionsgruppen – für ihren Erfolg sind gegenseitige konstruktive Rückmeldungen und Reflexionen unter den Teilnehmenden notwendig.


Quelle

erwachsenenbildung.at, Urheberrecht: Die Erstellung, die Verwendung und die nicht-kommerzielle Weitergabe von Kopien in elektronischer oder ausgedruckter Form sind erlaubt, wenn der Inhalt unverändert bleibt und die Quelle angegeben wird.


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