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Fünf Prinzipien kompetenzorientierten Lernens - Die Zukunft des Lernens Folge 5

fünf Säulen

Personalisiertes Lernen sollte fünf Prinzipien folgen. 

In der fünften Folge dieser Bogreihe formuliert Werner Sauter  fünf Prinzipien für ein personalisiertes Lernen, das optimal auf den selbstorganisierten Erwerb von Kompetenzen ausgerichtet ist. Dabei folgen die Prinzipien dem Leitspruch „Handeln kann man nur handelnd erlernen“, wie er von Diethelm Wahl  geprägt wurde. Sauter ist Professor für Bankwirtschaft, Bildungsconsultant und wissenschaftlicher Leiter der Blended Solutions GmbH. 

 Prinzipien personalisierten Lernens

  • Arbeiten und Lernen wachsen zusammen: Lernen zielt auf den kontinuierlichen Aufbau der Kompetenzen durch die Bewältigung von Herausforderungen in Praxisprojekten und im Arbeitsprozess. Dabei wird nachhaltiges Lernen ermöglicht, indem Erfahrungswissen der Lernenden verinnerlicht – interiorisiert – und damit emotional imprägniert wird.
  • Lernen wird ermöglicht: Kompetenzen können nicht vermittelt werden. Kompetenzentwicklung kann nur selbstorganisiert mit individuellen Kompetenzzielen erfolgen. Diese personalisierten Lernprozesse werden durch einen bedarfsgerechten Ermöglichungsrahmen gefördert, der u. a. den notwendigen Wissensaufbau, das kollaborative Arbeiten und Lernen, die Kommunikation im Netz und die Dokumentation von Erfahrungswissen sicherstellt.
  • Lernen erfolgt selbstorganisiert: Personalisiertes Lernen orientiert sich konsequent an den individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Lernenden, indem die Lernprozesse selbstorganisiert im Prozess der Arbeit und im Netz aus deren Blickwinkel gestaltet werden. Kompetenzorientierte Lernsysteme passen sich dem Lernenden an und nicht umgekehrt.
  • Lernen wird durch Netzwerke gefördert: Lernen findet zunehmend in Netzwerken und im Netz statt. Dabei wird die Fähigkeit, sich durch Austausch neues Wissen anzueignen und kollaborativ Herausforderungen zu lösen, immer bedeutsamer. Digitale Technologien können diesen Austausch fördern. Lernbegleiter und Lernpartner unterstützen die Entwicklung von Problemlösungen und damit die Kompetenzentwicklung.
  • Lernen wird professionell begleitet: Selbstorganisierte Lernprozesse werden durch Learning Professionals oder Experten als Coaches und durch Führungskräfte als Mentoren begleitet. Sie beraten die Lernenden bei der Planung ihrer personalisierten Lernprozesse und begleiten sie beim selbstorganisierten Aufbau ihrer Kompetenzen im Arbeitsprozess und im Netz.

Kompetenzorientiertes Lernen – ein Beispiel

Blickt man auf diese Prinzipien, ergeben sich für die Gestaltung von kompetenzorientierten Lernangeboten Konsequenzen, die in den folgenden Abschnitten beschrieben werden. Die Voraussetzung für den selbstorganisierten Kompetenzaufbau bildet die Entwicklung und laufende Optimierung eines Lernrahmens, der personalisierte Kompetenzentwicklungsprozesse im Rahmen realer Herausforderungen ermöglicht. Die bedarfsgerechte Gestaltung dieses Ermöglichungsrahmens, der Lernen sozusagen „on demand“ und „just in time“ ermöglicht, wird erst durch digitale Technologien realisierbar. Der Computer fungiert dabei immer mehr als digitaler Lernpartner, der die personalisierten Lernprozesse unterstützt, indem er Instrumente für die selbstorganisierte Lernplanung alle Lerninhalte und Lernprogramme, vielfältige Instrumente zur Kommunikation und Kollaboration im Netz sowie Feedbacksysteme zur selbstgesteuerten Kontrolle der Lernerfolge zur Verfügung stellt. Ein personalisiertes, digital gestütztes Lernarrangement könnte z. B. so aussehen (nach Erpenbeck und Sauter 2017):

Vor Beginn einer Entwicklungsmaßnahme werden die Kompetenzen der Lernenden aufgrund einer Selbsteinschätzung und von Fremdeinschätzungen, z. B. durch Kollegen und der Führungskraft, gemessen. In einem Beratungsgespräch mit dem Lernbegleiter werden auf Basis der identifizierten Kompetenzentwicklungsmöglichkeiten geeignete Herausforderungen in Projekten oder im Arbeitsprozess identifiziert. Diese werden im Rahmen eines Entwicklungsgespräches des Mitarbeiters mit seiner Führungskraft verbindlich vereinbart.

Die Lernenden finden sich zu Beginn einer Entwicklungsmaßnahme mit dem Lernbegleiter in einem offenen Kommunikationsbereich zusammen. Sie stellen ihre Praxisprojekte vor, bilden Lernpartnerschaften und Communities of Practice und treffen verbindliche Vereinbarungen für die erste Selbstlernphase.

Den „roten Faden“ der personalisierten Lernprozesse bilden jeweils die vereinbarten Herausforderungen in der Praxis. Über wöchentliche Lerntagebücher tauschen die Lernenden ihr Erfahrungswissen mit den Lernpartnern aus und erarbeiten kollaborativ Lösungen.

Bei Bedarf erarbeiten die Lernenden anhand der Vorschläge ihres Lernpartners Computer mit digitalen Lernmedien die notwendigen Lerninhalte. Diese modularisierten Lernmodule sind konsequent problemorientiert und stellen das notwendige Wissen zur Lösung von Problemstellungen in der Praxis zur Verfügung (Micro Learning).

Der Einstieg in diese Lernmodule kann über ein Einführungsvideo und dazugehörige Leitfragen gestaltet werden. Denkbar ist aber auch ein digital gestütztes Problemgespräch mit einem externen Experten oder ein World Café mit anderen Lernenden, in dem das Thema gemeinsam aufgeschlüsselt wird. Mithilfe von modularisierten interaktiven Lernprogrammen, die vom Lernpartner Computer angeboten werden, bauen die Lernenden ihr Wissen entsprechend ihrem Bedarf kontinuierlich auf. Bei Fragen und Unklarheiten, die sie mit den vorhandenen Lernangeboten nicht selbst lösen können, holen sie Unterstützung von anderen Lernenden (Co-Coaching) oder vom Lernbegleiter (Coaching) ein.

Bei Fragen und Beratungsbedarf zu den thematischen Einheiten, Problemstellungen oder Lerninhalten holen sich die Lernenden weitere Informationen von ihren persönlichen oder digitalen Lernpartnern sowie dem Lernbegleiter.

Der Lernerfolg wird anhand der Ergebnisse der Praxisprojekte oder der Performanz im Arbeitsprozess gemessen. Workforce Learning Analytics Tools geben den Lernenden wertvolle Rückmeldungen zur Optimierung ihrer personalisierten Lernprozesse.

Die Lern- und Arbeitsergebnisse können von den Lernenden abschließend in persönlichen, digitalen E-Portfolios dokumentiert werden. Diese bestehen aus einer digitalen Sammlung von Dokumenten und Arbeiten der jeweiligen Lernenden, anhand derer die Lernergebnisse (Produkt) und der Lernweg (Prozess) ihrer Kompetenzentwicklung deutlich werden. Neben dem persönlichen Lernarchiv umfasst das E-Portfolio einen Bereich, in dem der Lernende seine Lernprozesse reflektieren sowie auf das persönliche soziale Netzwerk zugreifen kann.

CC BY-SA by Werner Sauter für Blog Aus- und Weiterbildung

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