Lernen in Gruppen
Nicht immer harmonisch. Aber effektiv?
Das Lernen in Gruppen stellt für Lehrende und Lernende eine
Herausforderung dar. Unterschiedliche Charaktere und Lerntypen treffen
aufeinander, um gemeinsam an einer Aufgabe oder einem Projekt zu
arbeiten. Es kann zu Missverständnissen in der Kommunikation, unklaren
Aufgabenverteilungen, sozialem Faulenzen oder endlosen Diskussionen
führen. Soll das Lernen in der Gruppe funktionieren, muss die Lehrkraft
darauf achten, dass die Rahmenbedingungen lernförderlich sind. Diese
bieten Orientierung für die Lernenden und sorgen für effektive
Zusammenarbeit. Das Dossier „Lernen in Gruppen“ verschafft Lehrkräften
einen Überblick über Grundlagenkenntnisse in Bezug auf Gruppen wie
beispielsweise Heterogene Lerngruppen, Gruppenarbeit oder
Gruppendynamik. Außerdem bietet es praxisnahe Handlungsanleitungen,
Erfahrungsberichte von Wissenschaftlern sowie von Lehrkräften aus der
Erwachsenenbildung und vieles mehr. Wir werden in Zukunft weitere
Artikel zu diesem Thema veröffentlichen.
Gruppen sind ein fester Bestandteil unseres Soziallebens. Wir kommen im Sportverein, in einer Band, in einem gemeinnützigen Verein oder an unserem Arbeitsplatz mit Arbeitskollegen zusammen und formen unterschiedliche Ausprägungen von Gruppen.
Lehrkräfte in der Erwachsenenbildung sind im Rahmen von Bildungsveranstaltungen regelmäßig in Kontakt mit Gruppen. Die Teilnehmenden an der Veranstaltung bilden bereits eine Gruppe. Wenn hier viele Menschen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen – Alter, Sprache, Leistungsstand etc. – zusammenkommen, ist die Lehrkraft mit einer heterogenen Lerngruppe konfrontiert. Bei Lehrenden ist die Gruppenarbeit eine beliebte Methode, auch wenn einige Teilnehmer das oft anders sehen. Außerdem lohnt sich für das Verständnis von Gruppenprozessen ein Basiswissen über Gruppendynamik.
Wir verbinden mit der Arbeit und dem Lernen in Gruppen nicht zwangsläufig etwas Positives. Vermutlich hat jede Person schon mal negative Erfahrungen mit Arbeits- oder Lerngruppen gemacht, weil die Arbeit an einem selber hängen blieb oder weil am Ende statt eines brauchbaren Ergebnisses nur endlose Diskussionen herauskamen. Eine – natürlich nicht repräsentative – Suche auf Twitter zu Meinungen über Gruppenarbeit fördert fast ausschließlich negative Aspekte des Lernens in Gruppen zu Tage:
"Machst du die Gruppenarbeit?"
"Warum ich?"
"Die eine ist krank, die anderen beiden haben keine Lust und ich..."
Ihr kennt das.
— PinkQueenMommie (@Wie_In_Echt) November 5, 2015
Ein Grund für mich, nicht zu studieren, ist ja diese ständige Gruppenarbeit.
— Patrick (@gamepaddy) October 31, 2015
Uh, eine zweite Gruppenarbeit in derselben Sitzung. Wie. kreativ.
— Manuel (@_mnjl) November 3, 2015
Ich kenne keinen in diesem Kurs. Wehe, es gibt Gruppenarbeit o_o
— Ozean-Kind (@LadyAntagony) October 22, 2015
Soziales Faulenzen in der Gruppe
Nach einer weit verbreiteten Auffassung erledigt in Gruppen nur ein Teil der Gruppenmitglieder die Arbeit, während die Anderen sich zurücklehnen. Die Sozialpsychologie, die einen großen Fundus an wissenschaftlichen Erkenntnissen über Gruppen bereithält, gibt Aufschluss über die Leistung von Individuen in Gruppen. Danach gibt es in Gruppen tatsächlich den Effekt des sozialen Faulenzens. Es gibt aber auch die gegenteilige Wirkung der sozialen Erleichterung. Das erstere Phänomen wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts beim Tauziehen beobachtet.