Beschreibung
Das Café Mondial ist eine Methode, mit der man im
Unterricht in mehreren kurzen Arbeitseinheiten in einer Gruppe ein Thema
problemorientiert behandelt bzw. bearbeitet. Das Besondere daran: Die
Gesamtgruppe wird in Kleingruppen aufgeteilt, die nach vorgegebenen
Fragestellungen arbeiten und ihre Erkenntnisse und Ergebnisse visualisieren. In
vorgegebenen zeitlichen Rhythmen wandern die Kleingruppen zum Tisch oder zur
Metaplanwand einer anderen Fragestellung, die zuvor von einer anderen Gruppe bearbeitet
wurde. Dort knüpfen sie an deren Erkenntnissen und Ergebnissen an und führen
die Diskussion fort.
Die Methode wurde entwickelt von den US-amerikanischen
Unternehmensberatern Juanita Brown und David Isaacs und hat das Ziel, Gespräche
über ein Thema in Gang zu bringen. Dabei werden unterschiedliche Perspektiven
auf ein Thema, Meinungen und Haltungen zu einem Thema und Wissen darüber
sichtbar. Weil die Teilnehmenden nicht an einem Tisch verharren, sondern nach
vorgegebenen zeitlichen Rhythmen von Tisch zu Tisch wandern und dabei hören und
sehen, was die Vorgänger-Tischgruppe bereits aufgeschrieben und gesagt hat, ist
Café Mondial so etwas wie eine Entdeckungsreise, bei der die Teilnehmenden
Schlüsselideen und Aspekte zum Thema von Tisch zu Tisch/Wand zu Wand tragen und
sich gegenseitig bereichern.
Wofür kann man das Café Mondial einsetzen?
Die Methode eignet sich für viele Fragestellungen, in denen
es um die Entwicklung von Lösungen oder um die gedankliche Anreicherung zu
einem Thema geht. Es kann z. B. um die Ausarbeitung von Konzepten gehen, in die
die Teilnehmenden einbezogen sind; es kann auch darum gehen, ein
Unterrichtsthema differenziert und mehrperspektivisch zu diskutieren. Die
Methode kann zur Eröffnung eines neuen Themas eingesetzt werden, um bspw. für
ein Thema zu sensibilisieren und Vorwissen zu aktivieren. Die Methode kann auch
während eines Entwicklungsprozesses wie auch am Ende zur Ergebnissicherung und
zum Praxistransfer genutzt werden.
Für welche Zielgruppe kann das eingesetzt werden?
Café Mondial bzw. World-Café kann für fast alle Zielgruppen
genutzt werden, die über schriftsprachliche Ausdrucksmöglichkeit verfügen.
Sie erweist sich vor allem für solche Teilnehmende als
wirkungsvoll, die sich in größeren Gruppen in Diskussionen sehr zurückhalten:
Da hier in Kleingruppen diskutiert wird, reduziert sich für sie die
Hemmschwelle, aktive Beteiligung fällt leichter.
Bei allen Verschriftlichungen ist darauf zu achten, dass die
schreibenden Personen sich dies zutrauen und über entsprechende Schreibkompetenzen
verfügen.
Wie kann man das
einsetzen ?
1.
Schritt: Entwicklung einer guten Frage-
oder Themenstellung
Die
Fragestellungen sollten so formuliert sein, dass sie unabhängig voneinander
diskutiert werden können. Z.B.:
Was ist aus Ihrer Sicht wichtig, dass Sie gemeinsam
mit Kollegen in einer Gruppe gut lernen können?
Oder:
Welche Methoden eignen sich aus Ihrer
Sicht gut fürs gemeinsame Lernen und warum?
Oder:
Welche Voraussetzungen bezüglich Räumen
und Ausstattung halten Sie für wünschenswert, dass gemeinsam mit anderen gut
gelernt werden kann?
2.
Schritt: Raum vorbereiten, Arbeitsmittel
bereithalten
So viel Metaplanwände wie Fragestellungen; alternativ: so
viele Tische wie Fragestellungen
Auf jeder Wand braunes Packpapier bzw. auf jedem Tisch einen
Flipchartbogen.
Moderationsstifte, mindestens so viele wie die Gruppe stark
ist.
Pro
Wand/Tisch und Fragestellung braucht es je einen Teilnehmenden als Moderator, der die ganze Zeit über an
der Wand stehen/am Tisch sitzen bleibt. Die Gruppe wird in so viele Kleingruppen, wie Fragestellungen und
Wände/Tische definiert sind, aufgeteilt. Eine gute KG-Größe ist z. B. 4-5
Teilnehmende. Die jeweiligen Kleingruppen sammeln sich vor den jeweiligen
Wänden/Tischen.
3.
Schritt: Einführung der Gruppe
Der
Gesamtgruppe werden vom Lehrenden oder verantwortlichen Moderator die
jeweiligen Fragestellungen kurz erläutert. Ggf. auftretende Unklarheiten können
hier ausgeräumt werden. Anschließend wird der Ablauf kurz erklärt.
4.
Schritt: Rollen besetzen
Pro
Wand/Tisch und Fragestellung braucht es je einen Teilnehmenden als Moderator (möglichst Prinzip der
Freiwilligkeit), der die ganze Zeit über an der Wand stehen/am Tisch sitzen
bleibt. Die Gruppe wird in so viele Kleingruppen,
wie Fragestellungen und Wände/Tische definiert sind, aufgeteilt. Eine gute
KG-Größe ist z. B. 4-5 Teilnehmende.
5.
Schritt: Durchführung
Die
jeweiligen Kleingruppen sammeln sich vor den jeweiligen Wänden/Tischen.
Die
Kleingruppe hat nun 10-15 Minuten Zeit, um die Fragestellungen zu diskutieren,
Meinungen oder auch erste Lösungen zu erarbeiten. Der jeweilige Moderator hält
die wesentlichen Diskussionsergebnisse auf dem Papier an der Wand oder auf dem
Tisch fest.
Der
Gesamtmoderator/Lehrende ruft spätestens nach 15 Minuten zum Wechsel auf. Die
Gruppe wechselt dann zur nächsten Wand und wird vom dortigen Moderator kurz
über den aktuellen Stand der Diskussion der Vorgruppe informiert. Die
Ergebnisse der weiteren Diskussion werden wiederum festgehalten und ergänzen
das bisherige Ergebnis.
Es
wird so oft gewechselt, bis alle Fragestellungen von jeder Gruppe einmal
diskutiert worden sind.
Der
Gesamtmoderator sorgt im Anschluss für eine kurze Zusammenfassung für die
Moderatoren, die an den Wänden bzw. Tischen verblieben sind. Dies kann er
selbst oder eine Teilnehmerin übernehmen oder jeweils die Moderatoren selbst.
6. Welche
Voraussetzungen oder Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein?
Es
braucht eine Gruppe von mindestens 15
Personen und ein Thema, das anhand verschiedener
Fragestellungen (mindestens 3) diskutiert bzw. bearbeitet wird. Man braucht ca.
1 Zeitstunde, genügend Raum und die oben beschriebenen Arbeitsmittel.
7. Pro & Contra
Die Methode findet bei größeren Gruppen (ab 15 TN) Anklang, weil
sie für Abwechslung und Bewegung sorgt. Dabei bleibt der zeitliche Rahmen
begrenzt und es kommt in der Regel in kurzer Zeit zu vielen Ergebnissen. Vor
allem sonst zurückhaltenden „Rednern“ gelingen Beiträge in der
Kleingruppen-Diskussion deutlich besser.
Der Raum muss ausreichend Platz bieten, so dass der Wechsel
und die Diskussion der Kleingruppen nicht durch die anderen gestört werden.
Die Rolle der Moderatoren ist vor Beginn kurz zu klären:
eigene Redebeiträge sind möglichst zurückzuhalten. Teilnehmende in der Rolle
der Moderatoren sind nicht immer trainiert im Zusammenfassen. Dies ist ggf. zu
berücksichtigen, wenn es am Ende darum geht, die Ergebnisse der Diskussion kurz
zu erläutern.
Wie konkret oder offen die Fragestellungen formuliert werden,
d. h. wie viel Lenkung sie brauchen, ist der Zielgruppe anzupassen.
8. Weiterführende
Hinweise
Lesen Sie dazu auch die Handlungsanleitung "World Café" auf wb-web.de
Weitere Informationen
finden Sie im Lehre-Blog der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel oder hier
CC BY SA 3.0 by Karin Behlke und Rosemarie Klein für wb-web