Erfahrungsbericht

ChatGPT – Erfahrungen aus der Praxis

Roboterarm malt ein Bild

Malender Roboter (Foto Lars Kilian, CC BY-SA 3.0 DE)

wb-web fragte in der Informations-E-Mail vom März 2023 nach Einsatzszenarien von ChatGPT in der Praxis der Erwachsenen- und Weiterbildung. Von den Empfängern der Mail kamen Rückmeldungen, in denen sie darstellten, wie sie das das Tool für ihre Arbeit einsetzen. An dieser Stelle soll es einen Einblick in die Verwendungsszenarien geben. Vielleicht ist dies eine Anregung, ChatGPT selbst einmal kritisch für den Einsatz in der eigenen Tätigkeit zu prüfen?

Die Rückmeldungen zeigen, dass es schon vielfältige Bereiche gibt, in denen die KI Lehrenden der Erwachsenen- und Weiterbildung nutzen stiftet oder zumindest Potenziale bietet, die unterstützend wirken können. In folgenden Bereichen findet ChatGPT Anwendung:

Verwaltungsaufgaben

Ein benannter Punkt bei den Antworten auf die Frage, wie die KI genutzt wird, kann im Bereich der Verwaltung angesiedelt werden. So hat sich eine antwortende Person „eine Stundenplanung erstellen lassen.“ Diese war nicht ganz überzeugend, denn es „fehlte der gewisse Pepp“, aber die gemachte Erfahrung fand die Person „beeindruckend“.

Experimentiert wurde auch mit der Integration in die Verwaltungssoftware – unter Berücksichtigung der Datensicherheit und des Datenschutzes entkoppelt vom eigentlichen System – um die Lehrenden „beim Erstellen von Kursbeschreibungen zu unterstützen.“ Dabei stellte man fest, dass die „Versuche in diese Richtung (…) recht inspirierend waren.“ Jedoch fiel „bei der Recherche (…) aber schnell auf, dass der KI nur bedingt zu trauen ist, da sie bisher wohl gerne vor allem US-amerikanische Fachliteratur gelesen hat und recht schnell dabei ist, auch mal falsche Fakten zu nennen.“ Und so bleibt als vorläufiges Fazit aus dieser Rückmeldung: „Recherchieren und ordnen müssen wir also dennoch selbst!“

Mit der KI werden auch Hoffnungen verbunden, wenn es um Routinetätigkeiten geht. Dann weckt die „Technologie (…) natürlich Begehrlichkeiten. Beispielsweise wenn alle Jahre wieder landauf landab akademisch ausgebildete WeiterbildungsmanagerInnen händisch statistische Daten aus der einen Software in die andere übertragen und übermitteln müssen, fragt man sich doch, ob das nicht auch ein gut dressiertes Äffchen, äh Entschuldigung, eine KI machen könnte.“ 

Impulsgeber

Die KI kann offenbar auch in der Konzeption von Trainings eingesetzt werden, wie uns mitgeteilt wurde: „Eine Kollegin hat sich von ChatGPT ein Workshopkonzept erstellen lassen“, welches allerdings auch nicht perfekt war, denn dieses Konzept hat „sie dann für ihre Zwecke verfeinert und konkretisiert“. Dennoch hat „diese Möglichkeit (…) mich sehr beeindruckt, da ChatGPT ein gutes Grundgerüst für weitere kreative eigene Arbeit geliefert hat.“ Also ChatGPT als Impulsgeber.

Ähnliches berichtet eine weitere Person per E-Mail: „Dafür nutze ich ChatGPT – ich lasse mir von der KI neue Ideen liefern, um kreativ weiter zu denken und ausgetretene Denk-Pfade zu verlassen.“ Oder auch hier: „tatsächlich nutze ich KI als Impulsgeber für die Seminarentwicklung. Durch ChatGPT erhalte ich beispielsweise gute Impulse, wenn ich mich in einem Themenfeld orientieren muss. Das ist ganz nützlich, da es mir nur um einen Überblick relevanter Bergriffe geht, die mir die weitere Einarbeitung in ein Themenfeld vereinfachen.“

Rechercheersatz

In der aktuellen Diskussion liest man es auch im Netz und wird hier bestätigt: Die KI zu fragen kann die Suche im Netz ersetzen. So schreibt eine weitere Person an die wb-web Redaktion: „Auch gewisse Fragen können besser bzw. schneller beantwortet werden als eine aufwändige Recherche (…) Die Erklärung konnte ich gut für meinen Unterricht gebrauchen.“ Gleiches wird in mehreren Antworten bestätigt, wobei immer wieder darauf verwiesen wird, dass die Ergebnisse der KI kritisch hinterfragt werden müssen: „Allerdings müssen die Ergebnisse wirklich gut geprüft werden, denn uns ist (…) bei eigenen Versuchen direkt ins Auge gesprungen, dass die Recherche-Ergebnisse auf den ersten Blick und oberflächlich gelesen sehr stimmig erscheinen, der Teufel dann dort aber im Detail liegt und eine sehr seriös wirkende Antwort der KI doch im Detail Fehler enthielt. Auch hier kann ChatGPT gute Ansätze liefern, die dann aber in eigener Arbeit verfeinert werden müssen.“

Texten für Beruf und Freizeit

Das Erstellen von Texten wird als eine Stärke von ChatGPT gesehen und diese Stärke machen sich auch unsere Leser*innen zu nutze. So berichtet eine Person: „Ich habe mir für meine Website Texte schreiben lassen für Dienstleistungsangebote z.B. eine Trainerausbildung“ oder auch, dass man mehrfach Texte für Seminarteilnehmende schreiben ließ, die dann zur Verfügung gestellt wurden. Dabei sollte aber stets auch die rechtliche Lage im Blick behalten werden. Auch für feierliche Anlässe oder der oft nicht ganz einfachen Selbstdarstellung findet die KI Anwendung: „Ich habe eine Laudatio für meine Frau in ihrer beruflichen Rolle schreiben lassen und einen Werbetext zu meiner Person“, ebenso wie für „Mails mit nicht einfachen Themen (…) -  dann gibt es sofort eine bearbeitbare Vorlage. Ich bin begeistert!“, wenngleich manches im Text präzisiert werden muss, wie uns die Person verrät. Und damit kann ChatGPT auch unterstützend wirken: „Ich erlebe persönlich durch Chat GPT eine Verminderung meiner Schreibhemmung.“

Einsatz in der Lehre

Natürlich gibt es auch Einsatzszenarien in der Lehre, wie eine Person ausführt „Das ist für mich auch eine gute Einsatzmöglichkeit in Seminaren: Wenn die Teilnehmenden keine Idee haben, wie sie Struktur in ein Thema bringen können, dann kann ChatGPT eine erste Struktur liefern, die dann von den Teilnehmenden mit Inhalten gefüllt und weitergedacht werden muss.“ Zu berücksichtigen ist auch beim Einsatz von ChatGPT in der Lehre, „dass meine Teilnehmenden seriöse Quellen für die eigene Recherche kennen. Sie dürfen natürlich gerne über ChatGPT recherchieren, müssen dann aber wissen, die Ergebnisse können fehlerbehaftet sein. Dann ist mir wichtig, dass die Teilnehmenden verlässliche Web-Angebote kennen, um das Ergebnis von ChatGPT zu verifizieren oder zu korrigieren.“

Ersetzt ChatGPT die Lehrenden?

Diese Sorge bei den Betroffenen schwingt bei derartigen Entwicklungen ja immer mal wieder mit. Im Rahmen unserer kleinen Umfrage hielten sich die Sorgen aber in Grenzen. Nur eine Person greift dieses Thema auf und schrieb uns: „Dann habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob Chat GPT meine Arbeit (als DaF/DaZ-Kursleiterin) überflüssig macht. Und denke, nein!“ Aber ChatGPT wird einiges im Leben der Lehrenden ändern und so schreibt die Person weiter: „Aber wir sollten gewappnet sein. Die TeilnehmerInnen werden sie nutzen.“

Diese exemplarischen Eindrücke zeigen einige Nutzungsmöglichkeiten, Potenziale aber auch Limitierungen.

Fazit

ChatGPT bietet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, die sich im Laufe der Zeit sicher noch erweitern und diversifizieren werden. Ein kritischer Blick auf die Ergebnisse ist zwingend nötig, wie immer, wenn mit Quellen gearbeitet wird. Aber zugleich kann die KI anregende Vorschläge für die eigene Arbeit bei Verwaltungsaufgaben, bei der Kursplanung oder auch im Kursgeschehen unterbreiten, die sich positiv auf die Ergebnisse auswirken können.

Für die hier vorgestellten Ausführungen gaben die Personen, die der wb-web Redaktion Einblick in ihre Arbeit mit ChatGPT gaben, die Zustimmung, diese anonymisiert auf wb-web zu veröffentlichen. Wir danken allen Beteiligten für die Informationen und die Freigabe für diesen Beitrag!

CC BY-SA 3.0 DE by Lars Kilian für wb-web (2023)


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