Handlungsanleitung

So lassen Sie Trainingsteilnehmer kulturelle Unterschiede selbst erfahren!

Am Anfang meiner interkulturellen Trainings  steht meist das Rollenspiel „Albatros“, welches die Teilnehmer in eine fremde Rollenspielwelt entführt und dabei mit kulturellen Unterschieden konfrontiert. Ziel ist es, den Lernenden zu zeigen, wie schnell die eigene Wahrnehmung zu falschen Schlussfolgerungen und Einschätzungen führen kann und wie wichtig Interkulturelle Kompetenz im 21. Jahrhundert ist. 

Wie läuft das Rollenspiel ab?

Die Teilnehmer spielen in der Simulation eine Gruppe von Managern, die für kurze Zeit in das Land „Albatros“ reist. Sie, als Trainer, spielen einen männlichen Vertreter des Landes und empfangen die Teilnehmer des Interkulturellen Trainings als Gastgeber. Es ist dabei besonders wichtig, dass Sie während des gesamten Rollenspiels ernst schauen und bestimmt auftreten; Sie haben das Sagen! Die Teilnehmer sollen den Eindruck bekommen, dass die Menschen aus dem Land Albatros unfreundlich sind.

 Bevor das Rollenspiel beginnt, werden die Teilnehmer Lose ziehen. Diese Lose definieren, ob der jeweilige Teilnehmer im Rollenspiel eine Frau oder einen Mann spielen wird. Diese Unterscheidung ist im Rollenspiel sehr wichtig! Je mehr Teilnehmer durch die Lose ein „anderes Geschlecht“ erhalten, desto besser. Im Anschluss werden die Teilnehmer gebeten, den Raum zu verlassen. Sie erhalten lediglich Kreppband sowie eine kurze Rollenspielanleitung, die nun in Ruhe gelesen werden soll. Alle „weiblichen“ Gäste werden ihre Kleidung während dieser Zeit zudem mit einem Kreuz aus Kreppband versehen.

 Nach circa fünf Minuten werden die Teilnehmer hereingebeten. Sobald diese die Schwelle zum Seminarraum überschritten haben, beginnt das Rollenspiel.

 Als Erstes werden die ankommenden Gäste nach Geschlecht getrennt. Die „Frauen“ stellen Sie beispielsweise links von der Eingangstür nebeneinander auf. Die „männlichen“ Gäste werden auf die rechte Seite platziert. Blickkontakt ist Ihnen, lieber Trainer, nur mit „männlichen“ Gästen erlaubt; dieser ist dafür aber besonders intensiv und eindringlich.

 Dabei gilt es zu beachten, dass Sie als Albatrosianer nicht verbal, sondern lediglich durch Augenkontakt und Telepathie kommunizieren. Um es Ihren Gästen ein wenig einfacher zu machen, verwenden Sie dabei jedoch die folgenden Geräusche:

  • Zischlaute, um zu zeigen, dass Ihnen etwas nicht gefällt.
  • Summlaute, um Zustimmung auszudrücken.
  • Zungenschnalzen, um Aufmerksamkeit zu erregen.

   Sie begrüßen die „männlichen“ Gäste nun, indem Sie ihnen die Hände auf die Schultern legen und Ihr rechtes Bein am linken Bein des Gastes reiben. Sie wiederholen diese Begrüßung so lang, bis Ihr Gast es Ihnen gleich tut.

 Nachdem alle „männlichen“ Gäste auf diese Weise begrüßt wurden, werden auch die „weiblichen“ Gäste willkommen geheißen. Dies läuft wie folgt ab: 

  • Zunächst müssen Sie den „weiblichen“ Gästen begreiflich machen, dass sie ihre Schuhe ausziehen müssen. Bitte beachten: Das Ganze muss ohne Worte vermittelt werden! Nur die gerade erwähnten Geräusche sowie Gestik sind erlaubt.
  • Sobald alle Besucherinnen ihre Schuhe ausgezogen haben, kann die eigentliche Begrüßung der „Frauen“ beginnen. „Weibliche“ Gäste müssen Ihnen dabei die Wade streicheln. Dass sich dabei gebückt werden muss, ist absolut gewollt. Diese Begrüßung führt jeder „weibliche“ Gast bei Ihnen durch; nicht jedoch andersherum.

 Im Anschluss führen Sie die Besucher zum vorbereiteten Stuhlkreis. Die „männlichen“ Gäste dürfen auf den Stühlen sitzen, wobei die „Frauen“ neben den Stühlen knien müssen. Dies muss den Gästen erneut, ohne Sprache und Blickkontakt aber mit Geräuschen und Gestik, begreiflich gemacht werden.

 Nachdem alle Teilnehmer platziert sind, setzen Sie sich ebenfalls auf einen Stuhl.

 Nun ist es Zeit für ein wenig Small Talk: Wie Sie bereits gelesen haben, tun die Albatrosianer dies mittels Telepathie. Schauen Sie nun also – ausschließlich den „männlichen“ Gästen – direkt und starr in die Augen; 10 Sekunden je Gast.

 Im Anschluss erheben Sie sich und zeigen Ihren „männlichen“ Gästen, dass sie den Kopf der nebenan platzierten „Frau“ mit einer Hand dreimal sanft zu Boden drücken sollen; ähnlich wie bei einem muslimischen Gebet. Dabei bleiben die „männlichen“ Gäste sitzen und die „Frauen“ knien weiterhin auf dem Boden.

 Als Nächstes holen Sie die vorbereitete Wasserschüssel. Setzen Sie diese gut sichtbar ab und waschen sich darin ausladend die Hände. Gehen Sie danach bitte zum Stuhlkreis der Gäste: Es dürfen sich nur die „männlichen“ Gäste die Hände waschen; gehen Sie aber bitte auch an den „Frauen“ vorbei und halten Sie vor jeder „Frau“ demonstrativ 5 Sekunden an. Sollte eine „Frau“ ihre Hand eintauchen wollen, müssen Sie dies durch Zischlaute unterbinden!

 Nachdem sich alle „Männer“ die Hände gewaschen haben, holen Sie das Behältnis mit den Keksen. Sie legen daraufhin den „weiblichen“ Gästen zwei kleine Kekse in die geöffneten Hände. Zeigen Sie Ihren Gästen nun, dass die „Frauen“ den „Mann“ neben sich mit den Keksen füttern sollen! Dafür werden die Kekse nacheinander in den Mund des „Mannes“ gelegt. Setzen Sie sich nun auf Ihren Stuhl und nehmen Sie selbst zwei Kekse zu sich. „Frauen“ erhalten nichts zu essen.

 Nach diesem Ritual schauen Sie jedem „männlichen“ Gast erneut jeweils zehn Sekunden lang in die Augen.

 Im Anschluss geben Sie Ihren Gästen bitte zu verstehen, dass die „Männer“ den Kopf der „Frauen“ erneut dreimal sanft zu Boden drücken sollen. Bestehen Sie auf der Durchführung!

 Beenden Sie nun bitte das Rollenspiel mit einem großen Dank an alle Teilnehmer. Als Nächstes beginnt das eigentlich Spannende: die Auswertung. 

Eine ausführliche Beschreibung der Auswertung können Sie sich als PDF downloaden! Zudem finden Sie dort auch eine Datei mit der Rollenspielanleitung für die Trainingsteilnehmer.

 Weitere Beispiele für Interkulturelle Trainings sind hier abrufbar.

CC BY SA 3.0 by Markus Eidam für wb-web




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