Lars Kilian Blog

Was uns verbindet, was uns unterscheidet. Das Personal der Berliner Volkshochschulen

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Mit dem vorliegenden Beitrag geht die Reihe „Volkshochschulen in Berlin“ der Gesellschaft zur Förderung der Volkshochschulen in Berlin e. V. in die zweite Runde. Sie spürt Fragen nach, die die Beschäftigungssituation an Volkshochschulen insgesamt und in Berlin im Besonderen in den Fokus rücken. Die Formatvielfalt reicht von sachlichen Auseinandersetzungen über persönliche Darstellungen bis zur Wiedergabe von Chatprotokollen und Fotodokumentationen. 

Zusammenfassung

Mit der ersten Veröffentlichung 2018 verbindet diese Ausgabe, dass sie wiederholt für Lehrende in der Praxis, Programmplanende aber auch für Politik und Wissenschaft zahlreiche Informationen bereithält. Offen, bewusst subjektiv oder auch objektiv und fundiert setzen sich die zahlreichen Einzelbeiträge mit dem Themenfeld „Personal“ sowie weiterführenden Themen (z. B. Kulturelle Bildung, Digitale Kommunikation) auseinander. Dass dabei der Schwerpunkt auf die Volkshochschulen in Berlin gesetzt wird, ist naheliegend. Jedoch bieten die Beiträge meist Ansätze zu einer Transformation der Inhalte auf die Arbeit an Volkshochschulen bundesweit und regen die geneigte Leserschaft zum Nachdenken an. 

Zum Inhalt

So überrascht der einleitende Artikel von Johannes Tews mit Geboten für Vortragende und Leiter von Volksbildungsvereinen aus dem Jahr 1932 (!) trotz seines Alters mit immer noch hoher Aktualität. Matthias Alke untersucht den Generationenwechsel in Volkshochschulen und stellt die Herausforderungen, Chancen aber auch Dilemmata der Erwachsenen- und Weiterbildungseinrichtungen zwischen Innovation und Tradition detailliert vor. Über das Leben als Freiberuflerin an verschiedenen Volkshochschulen in Berlin berichtet Brigitte Forestier. Es ist eine Darstellung der Motivation und Zweifel, der Freude über die Lehre und dem Kampf um das Überlegen, den sicher viele ihrer Kolleg/innen mit ihr teilen. Holger Kühne gibt einen Rückblick in 20 Jahre Programmbereichsleitung, der insbesondere durch die strukturellen Veränderungen der Berliner Volkshochschulen nach 1989 mehrere Spannungsbögen durchlief. Die Arbeit als Programmbereichsleiter ist eine vielseitige Aufgabe mit Höhen und Tiefen, die Arbeit und Freude machen kann und auf die er gern zurückblickt – so sein Fazit (S. 46f.). Im Artikel „Hübendrüben – Volkshochschule als Sidekick der Wende“ resümiert Bernd O. Hölters mit 30jährigem Abstand zum turbulenten Einigungsprozess als Zeitzeuge das Geschehen von Annäherung, Abgrenzung, Fusion, Gestaltung und Auferstehung. Der Beitrag liest sich dank seines Stils, gespickt mit vielen Zitaten, fast wie ein Krimi der Geschichte, kurzweilig und informativ. Einen weiteren Rückblick liefert Dr. Jürgen Beselin, der einen biografischen Essay über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Volkshochschularbeit rund um die Wiedervereinigung verfasste. Abgerundet wird dieser Rückblick auf die turbulenten Zeiten mit einem Interview von Burkhard Steinke und Dr. Eduard Jan Ditschek über den partnerschaftlichen Weg in die VHS Fusion von Mitte und Wedding. Interessant sind derartige Darstellungen nicht nur aufgrund der lebendigen und authentischen Erzählweise, sondern auch, weil sie immer wieder Möglichkeiten zeigen, mit welchen Dynamiken und in welchen Spannungsfeldern sich die Organisations- und Personalentwicklung bewegt.

Mit einem Prolog über subjektive Positionen und Meinungen zum Personal an Volkshochschulen eröffnet Bernd Käpplinger seine empirischen Einblicke und Überblicke über Pauschalurteile. Er stellt die personelle Heterogenität als Normalität vor, beleuchtet die prekäre Beschäftigung in diesem Bereich und gibt Auskunft über die Arbeitszufriedenheit – stets unter Rückgriff auf entsprechende Forschungsbefunde. Beate Strenge, Linda Guzetti und Sabine Heurs berichten als Vertretung über die Situation der Dozent/innen mit Schwerpunkt auf die Arbeit als Dozent/innen-Vertretung. Hier werden unsichere Beschäftigungen, fehlende Rechte, Ängste sowie Nebenpflichten und finanzielle Sorgen vor allem von freiberuflich Tätigen thematisiert. Praxisnahe Beispiel wie ein zum Beispiel realer Steuerbescheid eines Lehrenden veranschaulichen die Problemlagen. In einem Chatformat diskutieren nachfolgend Stefan Bruns und Michael Weiß die Chancen und Herausforderungen, die eine Festanstellung von VHS-Kursleiter/innen mit sich bringen.

Eine Bilderserie, fotografiert von Thabo Thindi, bringt die Lesenden direkt mit der täglichen Arbeit der Kursleitenden zusammen. Bemerkenswert ist sein Blick für den Moment, das Wertschätzende, Konzentrierte, Emphatische. Die Serie lockert die Aneinanderreihung der Texte nochmals auf.

Was versteht man unter Kultureller Bildung und wie erreicht man Zielgruppen in diesem Bereich? Diese Aspekte beleuchtet Uwe Krzewina datenbezogen in seinem Beitrag „Kulturelle Bildung an der Volkshochschule“. Er konstatiert allerdings überzogene Erwartungen an die Kulturelle Bildung und sieht die Notwendigkeit gegeben, dass diese Lebensweltorientierung, Lebensweltöffnung und Lebenserweiterung einfließen lässt. Dies bringt Anforderungen für die Programmplanung und Kursgestaltung mit sich, die in diesem Beitrag aufgefächert werden.

Einen Diskussionsbeitrag über Digitale Kommunikation im Kontext von Weiterbildung liefert Dr. Audris Muraitis. Er wendet sich den grundsätzlichen Fragen zu, was Informationen von Wissen unterscheidet und welche Rolle Weiterbildung in der modernen Gesellschaft einnimmt. Der Beitrag geht dabei auf grundlegende Fragen der Digitalisierung und Kommunikation ein und reflektiert diese kritisch. Damit liefert er einige Denkanstöße, um die Rolle sowie Notwendigkeit von Weiterbildung/Erwachsenenbildung („Endtrivialisierung des Wissens“) in der heutigen Zeit zu bekräftigen.

Auf Basis einer Programmanalyse zur Inter- und Transkulturalität an Berliner Volkshochschulen geht Vanessa Trampe-Kieslich der Frage nach, ob derartige Angebote einen Beitrag zur Integration leisten (können). Um der Integrationsaufgabe gerecht zu werden, bedarf es mehr Angebote, die das gesellschaftliche Miteinander, die Auseinandersetzung mit eigenen Normen und Werten sowie Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Kulturen in den Fokus rücken, so das Fazit.

Den Abschluss dieser Ausgabe bildet ein Abstract einer Masterarbeit, die sich mit dem Wandel im Bereich der Gesundheitsbildung von 1984-2015 beschäftigt. Martina Dehmer untersuchte hierzu die VHS Berlin Mitte, die 1984 noch in drei Einrichtungen dies- und jenseits der Berliner Mauer gegliedert waren. Sie zeigt die Verschiebung der thematischen Schwerpunkte, aber auch der Lernformen, im untersuchten Zeitraum auf, die ihrer Ansicht nach generalisierbar sind.

Fazit

Insgesamt ist damit den Herausgebenden wiederholt gelungen, ein interessantes und lesenswertes Heft zusammenzustellen. Auch wenn der Schwerpunkt auf die Arbeiten von Berlin bezogen ist, bieten die einzelnen Beiträge reichlich Potenzial, das sich auf die Arbeit in anderen Volkshochschulen aber auch in der allgemeinen Erwachsenen- und Weiterbildung nutzen lässt. Auch wenn der Umfang von über 200 Seiten dieses Onlinedokuments eventuell abschrecken mag, sind sicher die Einzelbeiträge überschaubar und stets anschaulich sowie praxisnah. Aus diesem Grund ist diese 2. Ausgabe eine Empfehlung wert.

Quelle: 

Gesellschaft zur Förderung der Volkshochschulen in Berlin e. V. (Hrsg.) (2019). "Was uns verbindet, was uns unterscheidet. Das Personal der Berliner Volkshochschulen“. Berlin.

 

CC BY SA 3.0 DE by Lars Kilian für wb-web.


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