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Vielfalt statt Einfalt

Gesellschaftliche Vielfalt ist eine Realität, der sich auch Weiterbildungseinrichtungen gegenüber sehen. Ihre Bildungs- und Beratungsangebote sollten „diversitätssensibel“ sein, um lebenslanges Lernen sinnvoll und effektiv zu gestalten. Wie die organisatorischen Rahmenbedingungen für diese Aufgabe gestaltet sein können, diskutierten Teilnehmende aus Wissenschaft und Praxis auf der Tagung “Vielfalt des lebenslangen Lernens gestalten“ am 17. und 18. September in Bonn. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) hatte 18 Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen, ihre Forschungsarbeiten vorzustellen.

Teams profitieren von Diversity Management. (Bild: Mehrwert durch Diversity Management, Tanja Föhr/flickr.com, CC BY-NC-SA)

Eingangs verwies Gastgeberin Karin Dollhausen auf die Aktualität des Themas Diversität: Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen, die zurzeit in Deutschland ankommen, sei die organisierte Weiterbildung in noch höherem Maß als bisher mit Diversität konfrontiert.

Prof. Harm Kuper von der FU Berlin legte dar, dass der Bereich Weiterbildung an sich schon durch eine starke Diversität geprägt und Vielfalt für die Forschung hier naturgemäß ein Thema sei. „Diversity Trouble“ lautete der Titel des Vortrags von Prof. Stefanie Ernst von der Universität Münster. Sie beleuchtete das Thema aus der Sicht der Arbeits- und Organisationsforschung und zeigte Spannungsfelder und Problematiken auf, die sich im Kontext einer geplanten Diversitätsorientierung von Organisationen abzeichnen.

Erwachsenenbildung muss differenziert auf Heterogenität eingehen, auf Migration reagieren und insgesamt auf Hybridisierung vorbereiten, diese These vertrat Prof. Steffi Robak von der Universität Hannover in ihrem Tagungsbeitrag.

Der zweite Tagungstag gestaltete sich mit sechs Panels zur Digitalisierung, zu Lernorten und -formen, zu migrationsbedingter Diversität und Teilnehmerorientierung, diversitätsbewusster Organisation pädagogischer Arbeit, Organisations- und Programmprofilen und zu Kooperation und Netzwerken.

Christiane Hof von der Universität Frankfurt berichtete über eine Untersuchung zur Vielfalt der Lernformen und Lernorte am Beispiel der Region Flensburg. Eine Listung möglicher Lernanbieter reichte von der Fahrschule über den Sportverein bis zu den traditionellen Bildungsanbietern wie die VHS. Schon beim Blick auf die unterschiedlichen Anbieter zeigte sich, dass hier auch unterschiedliche Vermittlungs- und Aneignungsformen angeboten wurden. Fraglich sei allerdings, ob die potenziellen Adressaten diese Vielfalt von Lernformen auch so wahrnehmen. Denn für viele Menschen bedeute etwa die regelmäßige Teilnahme an einer Chorprobe kein Lernen.

Im Hinblick auf Menschen mit Beeinträchtigungen betrachtete Silke Schreiber-Barsch von der Universität Hamburg das Thema Diversität. Ihr ging es um die Frage, wie die Inklusion in Weiterbildungseinrichtungen im Alltag umgesetzt wird: Eine Rampe alleine ermögliche noch keine gleichberechtigte Teilnahme, so Schreiber-Barsch. Hinweise in leichter Sprache im Programmheft oder Kooperationen mit Behinderteneinrichtungen seien hier Schritte, um Integration zu verbessern.

Migrationsbedingte Diversität wird oft als besonders hinderlich im Kontext von Bildung angesehen. Sara Reiter von der Universität Münster konnte anhand von Auswertungen des Adult Education Survey belegen, dass die Beteiligung an Weiterbildung nicht von der Zugehörigkeit zur Gruppe der Migranten abhängt, sondern wie bei Nicht-Migranten auch vielmehr vom Einkommen und der Bildung. Für die Arbeit der Weiterbildungsanbieter kann dies bedeuten: Sie sollten diese Bevölkerungsgruppe stärker als potenzielle Weiterbildungsteilnehmer wahrnehmen und ihr Infoangebot und ihre Beratung hier stärker fokussieren.

Wie kann man am Arbeitsplatz mit migrationsbedingter Diversität umgehen? Diese Frage stellen sich heute viele Unternehmen, so Veronika Zimmer vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung DIE, denn bis zu 60 Prozent der Bewerber haben in manchen Branchen einen Migrationshintergrund. Zimmer hat drei Projekte begleitet, bei denen Arbeitnehmer ihre Sprachkenntnisse gezielt am Arbeitsplatz und für den beruflichen Gebrauch verbessern. Dazu wurden Dozenten speziell geschult, denn für die Teilnehmer etwa aus der Gastronomie oder dem Gesundheitswesen mussten spezielle Materialien ausgearbeitet werden. 

Auch dank der disziplinübergreifenden Diskussionen und dem Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung und wissenschaftsorientierter Praxis vermittelte die Veranstaltung einen sehr differenzierten Einblick in die unterschiedlichen Dimensionen von Diversität und welche Konsequenzen daraus für Weiterbildungsorganisationen resultieren.

Sie wollen sich für Flüchtlinge engagieren und haben eine Idee, wie zum Beispiel Sprachkenntnisse vermittelt werden können? Lesen Sie hier über eine Initiative von wb-web.


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