Die Publikation zur Musikgeragogik, herausgegeben von Theo Hartogh und Hans Hermann Wickel, greift theoretische und interdisziplinäre Diskurse auf. Die Autor*innen stellen innovative Projekte vor, die neben grundlegenden Reflexionen, institutionelle und konzeptionelle Neuerungen sowie Praxisprojekte beschreiben. Im Fokus stehen die Beziehungen von alten Menschen und Musik sowie die Begegnung und Auseinandersetzung mit Neuem (Vgl. Hartogh et al., 2023).
Inhalt
Das Buch ist in drei Kapitel mit jeweils mehrere Beiträgen unterteilt: „(Inter-)Disziplinäre Impulse“, „Institutionelle und konzeptionelle Impulse“ sowie „Methodische Impulse“. Das Ziel ist es, die Teilhabe an kultureller Bildung, hier Musikgeragogik, allen Interessierten zu ermöglichen. Dabei bildet die Beziehung zwischen alten Menschen und Musik den zentralen Ausgangspunkt für die Entwicklung musikgeragogischer Bildungsangebote. Die hier vorgestellten Musikangebote sind über die Gruppe Älterer hinaus intergenerationell angelegt.
Unter „(Inter-)Disziplinäre Impulse“ finden sich Beiträge zur kulturellen Bildung im Alter aus unterschiedlichen Perspektiven, wie z.B. die Gestaltung ästhetischer Erfahrungsräume, soziokulturelle Aspekte des Alter(n)s, Achtsamkeit, Inklusion und Barrieren im Kopf. Im Zentrum stehen ermöglichungsdidaktische Ansätze, die die Erfahrungen der Teilnehmenden aufgreifen und einbeziehen. Dabei werden der Vielfalt der Genres und Stile sowie der Art der Teilnahme aktiv oder passiv – gestaltend oder kommunikativ – keine Grenzen gesetzt.
Im zweiten Kapitel „Institutionelle und konzeptionelle Impulse“ fokussieren die Autoren der einzelnen Beiträge die Perspektive der Einrichtungen auf die Gestaltung und Durchführung verschiedenartiger Angebote, die ausdrücklich auch pflegebedürftige Menschen einbeziehen. So wurden für das dritte Lebensalter (60 bis 80/85 Jahre) „Kommstrukturen“ und für das vierte Lebensalter (Ü80/85) „Bringstukturen“ entwickelt. Die Ermöglichung von Chor- und Mitsingangeboten haben hierbei einen hohen Stellenwert. Neue interaktive Formate wurden während der COVID-19-Pandemie entwickelt, die zudem intergenerationelle Begegnungen durchführbar machen.
Das abschließende dritte Kapitel „Methodische Impulse“ bietet einen Reigen praktischer Musikprojekte u.a. mit verschiedenen Blasinstrumenten wie Mundharmonika, Saxonett etc. Diese Instrumente bieten Spielmöglichkeiten, individuell wie auch im Ensemble, auf unterschiedlichen Niveaus. Der Blockflöte kommt hier eine besondere Stellung beim Musizieren mit Demenzbetroffenen zu. Neben dem aktiven Musizieren werden passive Formate und die Anforderungen an diese zur Ermöglichung der Teilhabe beeinträchtigter Personen vorgestellt. Konzert- und Musiktheaterformate zählen hierzu wie auch Telefon-Wunschkonzerte.
Das Buch zeigt zudem grenzüberschreitende kulturelle Bildung wie „Inter“-Aktionen zwischen mehreren kulturellen Disziplinen wie z.B. Malen und Musizieren.
Fazit
Die Publikation stellt vielfältige Ansätze und Projekte vor, die ausgehend von der Musikgeragogik auch intergenerationell weitere Zielgruppen adressiert. Jede einzelne Methode ist wie eine Schritt- für-Schritt-Anleitung beschrieben und lädt dazu ein, diese selbst auszuprobieren. So bietet das Buch Anregungen und Überlegungen für die eigenen Bildungsangebote sowohl für Lehrende als auch für Einrichtungen.
Verlagsinformationen
Hartogh T. & Wickel, H. (Hrsg.) ( 2023). Musikalische Bildung im Alter. Theoretische Reflexionen und Praxisbeispiele. Waxmann. ISBN 978-3-8309-4773-8
CC BY-SA 3.0 DE von Susanne Witt für wb-web (2024)