Erfahrungsbericht
Wichtiger als die Details ist es, die Essenz des Lernstoffs zu lernen
wb-web traf Kerstin Goldschadt, angestellte Dozentin und Fachlehrkraft für Industriekaufleute, beim Bildungsträger lernen Bohlscheid – Akademie für Bildungsprojekte GmbH. Handlungsorientiertes Lernen ist ihr Steckenpferd, um den Teilnehmenden die oftmals theoretischen und trockenen Inhalte nahezubringen. Aber, kann man im Rahmen einer kaufmännischen Weiterbildung überhaupt das Konzept des handlungsorientierten Lernens umsetzen? Und was halten die Teilnehmenden davon? Im Interview verrät Kerstin Goldschadt ihr Konzept, gibt Tipps und schildert die Vorgehensweise.
wb-web: Frau Goldschadt, stellen Sie sich bitte kurz vor?
Kerstin Goldschadt: Gerne. Ich arbeite als Fachlehrerin, betreue überwiegend angehende Industriekaufleute und unterrichte unter anderem Betriebswirtschaftslehre und Marketing.
wb-web: Sie sind immer auf der Suche danach, ihre Schulungen ansprechender zu gestalten und den Lernerfolg für Ihre Teilnehmenden zu sichern. Ein Konzept, das Sie wirksam umsetzen, ist das „Handlungsorientierte Lernen“.
Kerstin Goldschadt: Genau. Inspiriert hat mich dabei der Spruch von Konfuzius: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“
Ich habe auf der Grundlage des „Handlungsorientierten Lernens“ ein Seminarkonzept für das Thema Verfahren der Leistungserstellung/Fertigungsorganisation erarbeitet. Das Thema müssen wir behandeln, da wir zum einen durch den Prüfungskatalog für Industriekaufleute Vorgaben der IHK-Prüfungsordnung haben und zum anderen der praxisorientierten Ausbildungsordnung durch den Ausbildungsrahmenlehrplan Rechnung tragen wollen. Die Teilnehmenden müssen im Rahmen ihrer anderthalbjährigen Ausbildung unterschiedliche Produktionsverfahren der industriellen Fertigung kennenlernen, Vor- und Nachteile herausarbeiten und damit verbunden unterschiedliche Abwicklungsprozesse von Kundenaufträgen erfassen.
wb-web: Das hört sich aber nicht so an, als könnte man das Thema mal eben praktisch erfassen?
Kerstin Goldschadt: Eben, das ist gar nicht so einfach, denn wir sind ja hier nicht in der Produktion eines Fertigungsunternehmens, sondern in einem Bürogebäude. Aber mein Anspruch ist, den Unterricht lebendig zu gestalten. Dazu wollte ich Bewegung, sozusagen „Lernen durch Tun“, in einem für die Teilnehmenden so abstrakten Thema umsetzen.
wb-web: Und dann kamen Sie auf die Bausteine?
Kerstin Goldschadt: Ja, aber nicht nur. Das ganze Thema ist ja sehr komplex, das können Sie im Konzept für die Kurseinheit erkennen. Aber durchschlagend war der Einsatz der Bausteine.
wb-web: Wie genau sind Sie also vorgegangen?
Kerstin Goldschadt: Nach der Einführung in das Thema durch unterschiedliche methodisch-didaktische Vorgehensweisen ging es also um die Fertigungsorganisation. Erstmal habe ich das Prinzip der Arbeit mit den Bausteinen anhand der Reihen- bzw. Fließfertigung erklärt.
Handlungsorientiertes Lernen
Die Gruppenarbeit mit maximal zehn Teilnehmenden soll Wissen vermitteln, aber dies mit Bewegung. Man fokussiert sich dabei darauf, dass das Wissen anschlussfähig ist, die Essenz gelernt wird anstelle von Details und die Teilnehmenden befähigt werden, sich eine eigene Meinung zum Thema zu bilden. Die Handlungsanleitung beschreibt die Vorgehensweise anhand des Themas „unterschiedliche Fertigungsverfahren kennenlernen“ im Rahmen der Ausbildung von Industriekaufleuten.