Handlungsanleitung
Erinnerungskoffer
Die Vergangenheit lebendig werden lassen. Ein Koffer voller Gegenstände, die Erinnerungen hervorholen und zur Kommunikation anregen. In der Arbeit mit älteren sowie dementen Menschen soll die Gedächtnisleistung angeregt und die Lebensqualität gesteigert werden. Die Handlungsanleitung richtet sich an Lehrende für den Einsatz in der Erwachsenenbildung bzw. Biographiearbeit.
„Aus den Augen aus dem Sinn“ – Bei der Arbeit mit Erinnerungsstücken dienen diese als Anker. Mit diesem Erinnerungsschlüssel lassen sich Erinnerungen auffrischen und ein Austausch anregen. Gerade ältere Menschen verfügen über einen großen Erfahrungsschatz, der ohne passenden Schlüssel verschlossen bleibt.
"Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“ – Ein Erinnerungskoffer kann sehr persönliche, aber auch allgemeine Gegenstände als Gesprächsanreiz enthalten. Im Handel sind verschiedene Koffer erhältlich, die neben einer allgemeinen Ausstattung auch geschlechtsspezifisch, regional oder thematisch befüllt sein können. Ein individuell und persönlich gefüllter Koffer kann z.B. enthalten:
- Fotoaufnahmen aus eigenen Leben
- Bilder und Ansichtskarten von Wohnorten der Person oder bedeutsamen Orten, wie z.B. Reisezielen
- originale Gegenstände aus dem täglichen Gebrauch
- Lebensmittel und Speisen, mit denen der Betroffene etwas verbindet
- (Kinder-)Spiele
- eigene Dokumente, wie Briefe, Zeugnisse oder andere schriftliche Erinnerungsstücke wie z.B. (Reise-)Tagebücher
- Musik und/oder Instrumente, die dem Betroffenen wichtig sind
- (Kinder-)Reime und Sprichwörter
- originale Materialien und Gegenstände aus dem früheren Beruf oder der Freizeitgestaltung
- Duftaromen
Wie arbeitet man mit dem Koffer?
Es existieren verschiedene Herangehensweisen:
- man nimmt einzelne Gegenstände aus dem Koffer, betrachtet und fühlt ihn, und beginnt darüber ein Gespräch,
- der Raum wird mit allen Gegenständen aus dem Koffer dekoriert und ermöglicht so den Betroffenen einen individuellen Zugriff darauf. Das ausgewählte Stück dient als Gesprächsanlass oder
- man stellt den Erinnerungskoffer in das Zimmer der Betroffenen, sodass das Personal und Besucher*innen Zugriff darauf haben und darüber Gespräche und/oder Gedächtnisübungen durchführen können.
Ein Weg, um den Betroffenen kennenzulernen
In der Pflege ist es wichtig, Vorlieben und Abneigungen der Betroffenen und ihre Geschichte zu kennen. So lassen sich viele Situationen im Alltag besser meistern. Welche persönlichen Interessen lassen sich in der aktuellen Situation in den Alltag einbauen, um so die Lebensqualität zu steigern.
No-Go
Achten Sie darauf, dass schmerzhafte Erlebnisse nicht unnötig erneut in das Bewusstsein geholt und durchlebt werden. Hierzu zählen z.B. Kriegsgeschehnisse und Gewalterfahrungen. Konflikte müssen seitens des Lehrenden frühzeitig erkannt werden, um ihnen zu begegnen.
Quellen:
Tijero Sanches, S. (2017). Erinnerungskoffer als Methode der Biografiearbeit bei Migranten mit Demenz.
Demenz-Portal.at (Hrsg.) (2018). So wichtig ist das Arbeiten mit Biografien als Gedächtnisstütze.
CC BY SA 3.0 DE von Susanne Witt für wb-web (August 2022)
Biografiearbeit – Biografisches Lernen
Wer hat sich noch nicht nach dem Sinn des Lebens gefragt oder danach, wieso man in einer Situation auf diese oder jene Art und Weise reagiert hat? Mit den unterschiedlichen Methoden des Biografischen Lernens erfassen Menschen ihren Lebensweg und betrachten ihren Werdegang aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ziel ist es unter anderem, mit dem Individuum einen jetzigen Standort zu finden und zu reflektieren, um anschließend von dort aus die Zukunft zu planen.