Nachhaltigkeit als ganzheitlicher Auftrag für die Erwachsenenbildung
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Nachhaltigkeit als ganzheitlicher Auftrag für die Erwachsenenbildung
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist bereits seit vielen Jahren im Fokus von Bildungseinrichtungen. Wie gelingt es der Erwachsenenbildung nicht nur Bildungsansätze und – inhalte aufzugreifen, sondern zur Nachhaltigkeit insgesamt beizutragen? Wie kann ein nachhaltiger Entwicklungsprozess in Bildungseinrichtungen aussehen?
Klimawandel und Artensterben, eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich und zunehmender Rechtspopulismus – die Welt steht vor immensen Herausforderungen, die nur unter Einbezug aller gesellschaftlichen Kräfte zu bewältigen sind. Auf dem Weg zu der notwendigen sozial-ökologischen Transformation kommt der Erwachsenenbildung nicht nur mit Blick auf Bildungsinhalte, sondern in Bezug auf die Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung insgesamt eine entscheidende Rolle zu.
Der Verein Niedersächsischer Bildungseinrichtungen (VNB) ist eine vom Land Niedersachsen anerkannte Landeseinrichtung der Erwachsenenbildung, in deren Leitbild und Angebot Themen wie Nachhaltigkeit und Globale Gerechtigkeit seit vielen Jahren eine wichtige Rolle spielen. Doch um sicht- und messbar zur Nachhaltigkeit beizutragen, und damit auch authentisch zu sein, hat er sich in den letzten Jahren auf den Weg gemacht, sich im Sinne eines Whole Institution Approachs nachhaltig weiter zu entwickeln, und damit zu einem Akteur des Wandels zu werden.
Ein erster Schritt war die Initiierung eines Modellprojekts in Kooperation mit der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung sowie RENN.Nord. Unter der Überschrift „Bildungseinrichtungen nachhaltig aufstellen“ haben in 2018 elf niedersächsische Erwachsenenbildungseinrichtungen (neben den Kooperationspartner/innen z.B. die Ländliche Erwachsenenbildung, der Bildungsverein Soziales Lernen und Kommunikation e.V., die Akademie Waldschlösschen und verschiedene Volkshochschulen) gemeinsam über Bedarfe, Bedingungen und Herausforderungen für die nachhaltige Entwicklung ihrer Einrichtungen diskutiert.
Dabei standen vier Arbeitsfelder im Mittelpunkt:
Bildungsangebote: Inhalte und Ansätze. Sie stellten sich die Frage, wie sie in allen Angeboten Bezüge zur Nachhaltigkeit herstellen könnten – auch in vermeintlichen themenfernen Kursen wie z.B. Sprachkonversation. Insbesondere setzten sie sich damit auseinander, wie sie eine Lern- und Lehrkultur verankern können, die Lernende befähigt und motiviert, selbst zum erforderlichen Wandel beizutragen. In den Mittelpunkt stellten sie dabei Ansätze Transformativen Lernens: partizipative und interaktive Ansätze, die den Lernenden Raum geben und dabei begleiten, ihre eigenen Haltungen zu reflektieren, Gestaltungsideen zu entwickeln und auszuprobieren.
(Veranstaltungs-) Management. Über Fairen Kaffee zu sprechen und gleichzeitig billigen Discounter-Kaffee zu trinken, das ist unglaubwürdig und darf unter der Überschrift einer BNE nicht passieren. Und doch ist dies allzu oft der Normalfall – sei es aus Unachtsamkeit oder aufgrund knapper Ressourcen. Innerhalb des Modellprojekts wurde gemeinsam auf wichtige Aspekte eines Veranstaltungsmanagements geschaut: An- und Abreise von Teilnehmenden, Barrierefreiheit, energieeffiziente Räume / Ökostrom, Verpflegung (bio, regional und fair?), Ressourcenschonung (z.B. hinsichtlich Moderationsmaterial und Tagungsunterlagen) sowie Müllvermeidung.
Gebäudebewirtschaftung und Büroorganisation. Von der Frage, welches (und wie viel!) Papier genutzt wird, wie Verpackungs- und anderen Müll vermieden und Energie gespart werden kann hin zu langlebigen und reparierfähigen Büromöbeln und – technik, haben Erwachsenenbildungseinrichtungen im Bereich der Beschaffung die Chance, einen wirkungsvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. – Und zugleich die Herausforderung, Veränderungen trotz knapper finanzieller und zeitlicher Ressourcen sowie vorhandener Traditionen und Beharrungskräfte („Wir kaufen schon immer den Kaffee von…“), umzusetzen.
Nachhaltige Organisationsentwicklung / Führung. Faire Arbeitsbedingungen und eine wertschätzende, gesundheitsförderliche Organisationskultur sind wichtige Aspekte von Nachhaltigkeit. Eine darüber hinaus gehende, sich in allen Bereichen einer Organisation widerspiegelnde Nachhaltigkeit setzt zudem eine Haltung voraus, die nicht verordnet, sondern nur gemeinsam entwickelt werden kann. So ist es entscheidend, gemeinsam an einer Vision und einem Plan zur Umsetzung zu arbeiten, und das Selbstverständnis einer lernenden Organisation zu etablieren.
Deutlich wurde, dass jede Organisation ihren eigenen Weg entwickeln muss – auf Grundlage der eigenen Situation, Bedarfe und Schwerpunkte. Für alle aber gilt, dass der umfassende Einbezug der Mitarbeitenden, die Herstellung von Verbindlichkeit und Bereitstellung von Ressourcen Kernelemente des Erfolgs sind.
Der Verein niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB) war 2018 Initiator des Pilotprojektes "Bildungseinrichtungen nachhaltig aufstellen". In Kooperation mit anderen Bildungsorganisationen wurde unter anderem auch eine Broschüre als Handreichung für andere Einrichtungen entwickelt, die sich nachhaltig aufstellen möchten. Dieses Modellprojekt war der Startschuss für den VNB, sich entsprechend des Whole Institution Approach nachhaltig weiter zu entwickeln und damit ein Akteur des Wandels zu werden. Im Erfahrungsbericht erzählt der VNB, welche Hürden er auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im eigenen Verein schon genommen hat.
Bildung für Nachhaltige Entwicklung gewinnt – auch in der Erwachsenenbildung – an Bedeutung. Spätestens seitdem die Vereinten Nationen die Agenda 2030 verabschiedet haben, ist klar: Alle müssen einen Beitrag zur Erreichung der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDG) leisten. Alle, das sind der sogenannte Globalen Norden und der Globale Süden, alle Länder der Welt, Politik und Wirtschaft, alle Menschen – und eben auch Institutionen.
Wirkt Qualitätsmanagement in der Weiterbildung? Wie dies Weiterbildungseinrichtungen selbst einschätzen, hat Stefanie Hartz, Professorin an der TU Braunschweig, am Beispiel des "Modells der Lernerorientierten Qualitätstestierung" (LQW) untersucht. Dabei kam sie zu überraschenden Ergebnissen.