Susanne Witt Blog
Zu alt für das Internet?
Digitale Medien für Senioren
Spezielle Medien für ältere Menschen suchte man lange Zeit vergebens. Doch aus den spärlichen Nischenangeboten entwickelte sich ein Markt, der zukünftig hinsichtlich der geburtenstarken Jahrgänge und der gestiegenen Lebenserwartung viel Potenzial in sich birgt. Gerade für ältere Anwender können digitale Medien hilfreich sein. Die Anwendungen ermöglichen ein selbstbestimmtes Leben trotz körperlicher Einschränkungen, beispielsweise beim Online-Einkauf.
Dabei sind die Anwendungsbereiche vielfältig:
- Vernetzung und Kontakt zu Familie, Freunden und Dienstleistern wie zum Beispiel Ärzte, Pflegeeinrichtungen oder Online-Shops,
- Online-Banking,
- Gesellschaftliche Teilhabe an öffentlichen Diskursen,
- Kommunikation per E-Mail oder Formular mit öffentlichen Einrichtungen wie Behörden,
- Einholen von Informationen zum Beispiel zu Gesundheitsthemen oder Verbraucherinformationen,
- Teilnahme an Weiterbildungsangeboten,
- Längere Selbstständigkeit in einem Smart House,
- Erhalt der Mobilität im Alter.
Barrieren der Mediennutzung
„Bloß nichts falsch machen!“ lautet eine Barriere von Senioren nach der Studie „Nutzung und dem Nutzen des Internets im Alter“. Tatsächlich haben viele der 20 Millionen im Alter 60+ noch nie im Internet eingekauft oder Online-Banking gemacht. Ein Grund ist, dass die Risikobereitschaft mit zunehmendem Alter sinkt. Doch auch wenn sich viele Senioren in dem Internet befinden, mangelt es noch an passenden Angeboten und Beratung für diese Zielgruppe.
Barbara Keck von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (BAGSO) fordert ein Curriculum, um Ältere an das Internet heranzuführen, um anschließend neuen Entwicklungen zu folgen.
Fehlende Infrastrukturen
Eine weitere Barriere ist die fehlende Infrastruktur beispielsweise in Seniorenresidenzen. Smartphones und Tablets sind Mangelware in Seniorenresidenzen. Ein individueller Internetzugang im eigenen Zimmer ist selten. Teilweise werden an zentralen Stellen Gemeinschaftsrechner mit Internetzugang aufgestellt. Dies bedeutet aber auch eine zeitliche Einschränkung der Selbstbestimmung des Nutzers sowie eine mangelnde Privatsphäre im Gemeinschaftsraum bei der Online-Kommunikation. Der eigene Anschluss ist ein Garant für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben außerhalb des Altenheims, beispielsweise am Leben der Familie und ein Stück Selbstbestimmung. Mit einem W-LAN-Anschluss wäre es einfach, Dienste wie Skype oder WhatsApp mit ausreichender Privatsphäre im selbstbestimmten zeitlichen Umfang im eigenen Zimmer zu nutzen. Der flächendeckende Ausbau individueller Internetzugänge wird unausweichlich sein, weil die nachfolgenden Jahrgänge der Bewohner von Seniorenresidenzen gewohnt sein werden, im Internet einzukaufen, zu kommunizieren und sich zu informieren, und diesen Service erwarten. Auf diese Freiheit werden sie – auch im hohen Alter – kaum verzichten.
Quellen:
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. (2018). Digitale Nutzung in Deutschland 2018.
Fron, C. (2018). Für ältere Menschen fehlen digitale Angebote.
Schiller, J. (2016). Warum Internet für Senioren wichtig ist.