„Wichtig ist, was jemand kann, nicht wo
er es gelernt hat“, mit
diesem Satz brachte Ulrich Wehrhöfer vom Ministerium für Schule und
Weiterbildung NRW ein Kernanliegen bei der Erstellung des Deutschen
Qualifikationsrahmens (DQR) auf den Punkt. Er sprach bereits Ende Januar zu interessierten
Vertreterinnen und Vertretern von Weiterbildungseinrichtungen bei der Fachtagung
zum DQR unter dem Titel „Reframing der Weiterbildung?“ auf Einladung des
Gütesiegelverbunds Weiterbildung in Dortmund.
Der
Deutsche Qualifikationsrahmen steht für nicht
weniger als einen Paradigmenwechsel auch in der Erwachsenenbildung, so stellte
Ekkehard Nuissl in seinem einführenden Vortrag die Bedeutung des DQR dar. Weg
vom Lehren, hin zum Lernen, Moderation und Facilitation statt Lehre,
Orientierung am Output und nicht mehr am Input, hin zur Entwicklung und Erfassung von Kompetenzen
statt von „Bildung“ oder „Qualifikation“, so beschrieb Nuissl die Entwicklung. Für
Anbieter von Weiterbildungsveranstaltungen könnten sich Probleme bei der
Einordnung ihrer Kurse in die Niveaustufen und Kompetenzbereiche des
Qualifikationsrahmens ergeben, da diese auf Ergebnissen formalen Lernens basierten.
Bei Kompetenzen, die nonformal oder informell erworben wurden, ist immer noch
umstritten, wie sie im DQR-System eingefügt werden sollen. Ausgehend von der
Beschreibung der Lernziele oder Lernergebnisse einer
Weiterbildungsveranstaltung ist eine Zuordnung jedoch möglich, erläuterte
Nuissl. Für Anbieter sollte auch klar sein, dass keine Pflicht zur
DQR-Zuordnung besteht, durch das Fehlen allerdings Nachteile am Markt möglich
sind. Nuissl gab weiter Einblick in die anstehenden Fragen bei der weiteren
Gestaltung des DQR: Wer darf welche Zertifikate oder Qualifikationen
anerkennen, wie werden Kompetenzen erfasst und gemessen?
In
einem der anschließenden Workshops stellte Kirsten Hillmann von QUA-LiS NRW –
Supportstelle Weiterbildung den Kurs „PASS“ vor, die erste
trägerübergreifende Qualifizierung für Leitungskräfte in der
gemeinwohlorientierten Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen. Sie erläuterte,
wie der im Dezember gestartete Kurs konsequent von der Planung, über die Gestaltung
des Programms bis zur Durchführung und Auswertung auf die Einordnung in den DQR
hin erarbeitet wurde. Besondere Bedeutung dafür hatten lernergebnisorientierte
Formulierungen und eine strikte Nutzerorientierung. Zudem zeigten sich
Auswirkungen bei der didaktisch-methodischen Planung, da nach Dozenten gesucht
werden musste, die in ihren Methoden flexibel sind und die Anforderungen des
Anbieters umzusetzen können. Denn die handlungsorientierte Vermittlung von
personalen Kompetenzen soll im Zentrum des Kurses stehen. Um diesen Anspruch zu
erfüllen, wurden die Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor dem
Kurs erfragt und auch zwischendurch soll durch Fragebögen oder Hospitationen
überprüft werden, ob die Nutzerorientierung durchgehalten wird. Für die Planung
und Durchführung wurde bei diesem Kurs sehr viel Zeit investiert, erklärte
Kirsten Hillmann von QUA-LiS. Zu den besonderen Methoden im Kurs zählen ein
Lerntagebuch, eine Intervisionsgruppe und ein individuelles Coaching.
In
der Abschlussrunde der Fachtagung waren nicht alle Teilnehmerinnen und
Teilnehmer davon überzeugt, dass sich Weiterbildung ausschließlich am
Kompetenzerwerb orientieren kann, da für die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer
im Hinblick auf ihr berufliches Fortkommen Zertifikate im Vordergrund stünden.
Ekkehard
Nuissl verwies auf die große Bedeutung von Beratung bei der Feststellung von
informell erworbenen Kompetenzen, wie sie etwa durch den ProfilPASS
geleistet werde. Nuissl zeigte sich optimistisch, dass auch nonformal erworbene
Bildung im DQR zukünftig abbildbar sein wird, vor allem wenn weiter konsequent
outcome-orientiert in der Weiterbildung gearbeitet werde.