Angelika Gundermann Blog

Wichtig ist, was jemand kann

Lineal zum Messen

Im Deutschen Qualifikationsrahmen wird festgelegt, wie Kompetenzen gemessen werden. (Bild: saulhm/pixabay.com, CC 0)

„Wichtig ist, was jemand kann, nicht wo er es gelernt hat“, mit diesem Satz brachte Ulrich Wehrhöfer vom Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW ein Kernanliegen bei der Erstellung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) auf den Punkt. Er sprach bereits Ende Januar zu interessierten Vertreterinnen und Vertretern von Weiterbildungseinrichtungen bei der Fachtagung zum DQR unter dem Titel „Reframing der Weiterbildung?“ auf Einladung des Gütesiegelverbunds Weiterbildung in Dortmund.

Der Deutsche Qualifikationsrahmen steht für nicht weniger als einen Paradigmenwechsel auch in der Erwachsenenbildung, so stellte Ekkehard Nuissl in seinem einführenden Vortrag die Bedeutung des DQR dar. Weg vom Lehren, hin zum Lernen, Moderation und Facilitation statt Lehre, Orientierung am Output und nicht mehr am Input, hin zur Entwicklung und Erfassung von Kompetenzen statt von „Bildung“ oder „Qualifikation“, so beschrieb Nuissl die Entwicklung. Für Anbieter von Weiterbildungsveranstaltungen könnten sich Probleme bei der Einordnung ihrer Kurse in die Niveaustufen und Kompetenzbereiche des Qualifikationsrahmens ergeben, da diese auf Ergebnissen formalen Lernens basierten. Bei Kompetenzen, die nonformal oder informell erworben wurden, ist immer noch umstritten, wie sie im DQR-System eingefügt werden sollen. Ausgehend von der Beschreibung der Lernziele oder Lernergebnisse einer Weiterbildungsveranstaltung ist eine Zuordnung jedoch möglich, erläuterte Nuissl. Für Anbieter sollte auch klar sein, dass keine Pflicht zur DQR-Zuordnung besteht, durch das Fehlen allerdings Nachteile am Markt möglich sind. Nuissl gab weiter Einblick in die anstehenden Fragen bei der weiteren Gestaltung des DQR: Wer darf welche Zertifikate oder Qualifikationen anerkennen, wie werden Kompetenzen erfasst und gemessen?

In einem der anschließenden Workshops stellte Kirsten Hillmann von QUA-LiS NRW – Supportstelle Weiterbildung den Kurs „PASS“ vor, die erste trägerübergreifende Qualifizierung für Leitungskräfte in der gemeinwohlorientierten Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen. Sie erläuterte, wie der im Dezember gestartete Kurs konsequent von der Planung, über die Gestaltung des Programms bis zur Durchführung und Auswertung auf die Einordnung in den DQR hin erarbeitet wurde. Besondere Bedeutung dafür hatten lernergebnisorientierte Formulierungen und eine strikte Nutzerorientierung. Zudem zeigten sich Auswirkungen bei der didaktisch-methodischen Planung, da nach Dozenten gesucht werden musste, die in ihren Methoden flexibel sind und die Anforderungen des Anbieters umzusetzen können. Denn die handlungsorientierte Vermittlung von personalen Kompetenzen soll im Zentrum des Kurses stehen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, wurden die Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor dem Kurs erfragt und auch zwischendurch soll durch Fragebögen oder Hospitationen überprüft werden, ob die Nutzerorientierung durchgehalten wird. Für die Planung und Durchführung wurde bei diesem Kurs sehr viel Zeit investiert, erklärte Kirsten Hillmann von QUA-LiS. Zu den besonderen Methoden im Kurs zählen ein Lerntagebuch, eine Intervisionsgruppe und ein individuelles Coaching.

In der Abschlussrunde der Fachtagung waren nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer davon überzeugt, dass sich Weiterbildung ausschließlich am Kompetenzerwerb orientieren kann, da für die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer im Hinblick auf ihr berufliches Fortkommen Zertifikate im Vordergrund stünden.

Ekkehard Nuissl verwies auf die große Bedeutung von Beratung bei der Feststellung von informell erworbenen Kompetenzen, wie sie etwa durch den ProfilPASS geleistet werde. Nuissl zeigte sich optimistisch, dass auch nonformal erworbene Bildung im DQR zukünftig abbildbar sein wird, vor allem wenn weiter konsequent outcome-orientiert in der Weiterbildung gearbeitet werde. 


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