Lars Kilian News

Integrations- und Berufssprachkurse in Gefahr

Neue Integrationskursteilnehmende im Jahr 2023 nach  Bundesländern

Neue Integrationskursteilnehmende im Jahr 2023 nach Bundesländern (Quelle: BAMF: Bericht zur Integrationskursgeschäftsstatistik für das Jahr 2023, S. 10)

Laut der Integrations-kursgeschäftsstatistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) begannen 2023 rund 363.000 Menschen einen Integrationskurs. Dort lernen sie 900 Stunden Deutsch und in weiteren 100 Stunden Wichtiges über Deutschland. Über 90 Prozent erreichten das Sprachniveau B1 oder A2 und erhöhten damit ihre Chance auf Integration sowie einen Job. 1,07 Milliarden Euro stellt der Bund dafür im laufenden Jahr zur Verfügung.  Diesen Erfolgen steht eine geplante Mittelkürzung im Haushaltsentwurf 2025 entgegen.

Ein breites Bündnis von Verbänden und Gewerkschaften formulierte ein Positionspapier zum Haushalt 2025 und warnt davor, dass die gegenwärtigen Budgetpläne die Errungenschaften in der Integration gefährden. Auch die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Reem Alabali-Radovan unterstützt die Forderungen und betont die Notwendigkeit solider Investitionen in Integrationsstrukturen für ein erfolgreiches Miteinander in Deutschland.

Der aktuelle Haushaltsentwurf zeigt eine dramatische Unterfinanzierung von Integrations- und Berufssprachkursen. Nur noch 500 Millionen Euro sind 2025 eingeplant, die für circa 147.000 Teilnehmende reichen würden, während 326.000 Teilnehmende erwartet werden. Damit könnten fast 180.000 Personen im nächsten Jahr keinen Platz in einem Integrationskurs finden, da die vorgesehenen Mittel weit hinter den tatsächlichen Anforderungen zurückbleiben.

Dabei zeigt sich, dass unzureichende Sprachkenntnisse eine Eintrittsbarriere für die Aufnahme einer Arbeit und die gesellschaftliche Integration darstellen. So profitieren Staaten wie Schweden oder Kanada, die Integration intensiv gefördert haben, von niedrigeren Arbeitslosenraten unter Migrant*innen. In Deutschland zeigt sich, dass sich die Investitionen in die Sprachförderung und Integration von Zugewanderten auszahlt. Mit einer Erwerbstätigenquote von 70 Prozent bei Eingewanderten ist Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Staaten bislang ausgesprochen erfolgreich.  Ralf Becker, Leiter des GEW-Vorstandsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung, geht davon aus, dass Deutschland jährlich 400.000 Zuwander*innen für den Arbeitsmarkt benötigt.

Insofern sind die Kosten in derartige Kosten eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Landes und in den sozialen Zusammenhalt. Die adäquate Finanzierung solcher Kurse beeinflusst verschiedene gesellschaftliche Bereiche, vom Arbeitsmarkt bis hin zum sozialen Zusammenhalt. Ohne derartige Angebote stehen Unternehmen vor der Herausforderung, länger nach Deutsch sprechendem Personal suchen zu müssen. Eine Unterfinanzierung führt zu Wartezeiten bei Teilnehmenden, dem Verlust qualifizierter Lehrkräfte oder auch dem Verlust von Infrastrukturen durch z.B. abgemietete Kursräume und dem Abbau von Trägerstrukturen in der Breite. Diese müssten bei einer zukünftig stärkeren Förderung erst mühsam wieder aufgebaut werden.

Das Positionspapier finden Sie hier unter anderem hier: https://t1p.de/positionspapier_haushalt2025