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Informelles und non-formales Lernen anerkennen

Hand mit Messstab an einer Platine

Informell erworbene  Kompetenzen können auch im Berufsleben eingesetzt werden. (Bild: Maguiss/pixabay.com, CC0)

Kenntnisse und Fertigkeiten, für die es kein Zeugnis und kein Zertifikat gibt – in der Arbeitswelt kommt es oft gerade darauf an. Außerhalb von Schule, Ausbildung oder Hochschule passiert informelles und non-formales Lernen; Bildungsexperten und -expertinnen sprechen sich laut einer neuen Befragung dafür aus, Lernergebnisse aus diesen Bereichen stärker zu würdigen. Dazu sollte ein deutschlandweit einheitliches Anerkennungssystem geschaffen werden. Dies sind Ergebnisse einer Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des „BIBB-Expertenmonitors Berufliche Bildung“. Befragt wurden über 300 Bildungsexpertinnen und -experten im August und September 2015.

Sowohl in Arbeitnehmerorganisationen, Forschung und Weiterbildung (über 80 Prozent), als auch in Betrieben (rund 73 Prozent) und Kammern (rund 62 Prozent) sprachen sich die Befragten mehrheitlich für ein bundesweites Anerkennungssystem für berufliche Kompetenzen aus. Weniger Zustimmung fand diese Idee bei Arbeitgeberorganisationen (rund 48 Prozent) und Schulen (rund 50 Prozent).

Drei von vier Befragten betonen, dass sich durch eine verbesserte Anerkennung des informellen und non-formalen Lernens die beruflichen Chancen verbessern lassen. Vor allem für An- und Ungelernte wäre dies interessant. Aber auch geflüchtete Menschen, die oft keine formal anerkannten Kompetenzen mitbringen, würden von einem solchen System profitieren. „Ein einheitliches Anerkennungssystem für informelle Kompetenzen hilft vor allem den Menschen, die ihre Fähigkeiten bisher nicht auf dem Papier nachweisen können“, so Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Betriebe könnten nach Ansicht der Expertinnen und Experten von diesem Anerkennungssystem profitieren und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Bisher eingesetzte qualitative Instrumente zur Kompetenzerfassung basieren größtenteils auf Selbsteinschätzungen und werden von Fachleuten als unzureichend eingeschätzt. Auch die sogenannte Externenprüfung zur Erfassung der Fertigkeiten kann noch nicht überzeugen. Die Kompetenzerfassung und -bewertung sollte nach Ansicht der Expertinnen und Experten auf der Grundlage von Arbeitsproben und Testverfahren geschehen. Referenzen und Zeugnisse sehen sie als weniger aussagekräftig an.

Als Anerkennung informellen und non-formalen Lernens sollte ein Zertifikat ausgegeben werden, das einem formalen Berufsabschluss gleichgestellt ist, wünschen sich 40 Prozent der Befragten. Begleitet werden sollte das Anerkennungsverfahren durch eine umfassende Beratung sowie eine finanzielle Förderung finanzschwacher Interessenten.

Auch die Europäische Union zählt auf die Kompetenzen aus informellem und non-formalem Lernen: Bis 2018 sollen die Mitgliedsstaaten nationale Regelungen für eine Anerkennung entwickeln.

Hier finden Sie alle Ergebnisse der Befragung.

Diese News basiert auf einer Pressemitteilung des BIBB vom 5.4.2016.